Managementaufgabe

15.10.2018

Thorsten Bröske, Vorstand der Schwenninger Krankenkasse / © Foto: Schwenninger Krankenkasse

finanzwelt: Ein großer Teil der Bevölkerung ist berufstätig. Liegt es nicht im Interesse der Arbeitgeber, Prävention zu fördern?

Bröske: Definitiv, ja. Der wichtigste Schritt zur Sicherung der Arbeitskraft in Unternehmen ist, dass der Chef begreift: Die Gesundheit meiner Mitarbeiter ist nicht weiter nur ‚nice-to-have‘, sondern eine entscheidende Erfolgsgrundlage für mein Unternehmen. Es geht darum, BGM als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren. Schließlich profitieren Firmen von körperlich und psychisch fitten Auszubildenden und Mitarbeitern. Dies ist nicht nur angesichts des Fachkräftemangels, sondern auch vor dem Hintergrund einer immer längeren Lebensarbeitszeit ganz entscheidend. Es sollte für Unternehmen daher selbstverständlich sein, sich an Gesundheitsprogrammen für ihre Mitarbeiter zu beteiligen und eng mit den Krankenkassen zusammenzuarbeiten. Dies macht sie auch als Arbeitgeber deutlich attraktiver.

finanzwelt: Werden die Firmen ihrer Verantwortung gerecht?

Bröske: Hier gibt es noch viel Potenzial. Wir erkennen jedoch im täglichen Kontakt mit unseren Firmenkunden einen positiven Trend. Das Thema Gesundheit spielt allein im Wertewandel von Arbeitnehmer und Vorgesetzten eine immer größere Rolle.

finanzwelt: Wo liegt der Schlüssel für den freien Vertrieb, betriebliches Gesundheitsmanagement bei den Firmen zu installieren?

Bröske:

Hier gibt es zahlreiche Synergien und Kooperationsmöglichkeiten mit gesetzlichen Krankenkassen. Der freie Vertrieb und die Mitarbeiter der gesetzlichen Krankenkasse, die in die Betriebe gehen, können sich so perfekt ergänzen, ohne dabei im Wettbewerb zu stehen.

finanzwelt: Welche Rolle spielt beim Thema Arbeitskraftsicherung die betriebliche Krankenversicherung (bKV)?

Bröske:

Die betriebliche Krankenversicherung schließt die Versorgungslücken der gesetzlichen Krankenversicherung und ergänzt sie damit ideal. Die Gesundheit der Mitarbeiter ist dadurch noch besser geschützt. Die klassische bKV bietet die Möglichkeit, Mitarbeiter optimal und mit besten Voraussetzungen gesundheitlich zu versorgen. Kombiniert mit wichtigen Vorsorgeleistungen kann ein bKV-Tarif dafür sorgen, dass Mitarbeiter beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen mehr nutzen. Die bKV rückt dadurch stärker in den Alltag der Mitarbeiter und kann so zu ihrer Gesundheit beitragen.

finanzwelt: Warum tut sich der freie Vertrieb bei diesem Thema bekannterweise so schwer?

Bröske: Der freie Vertrieb muss lernen, was die Entscheider in den Unternehmen für ihre Mitarbeiter möchten. Beratungsgespräche in privaten Haushalten, bei denen es um individuelle Vorsorge oder Versicherungsleistungen geht, können nicht 1:1 auf Firmenkunden adaptiert werden. Die Berater müssen entsprechend der Mitarbeiterstruktur in den Unternehmen und den jeweiligen spezifischen Rahmenbedingungen analysieren, welche Angebote tatsächlich benötigt werden.

finanzwelt: Welche Hilfestellung können Sie ihm bieten?

Bröske: Wir als Betriebskrankenkasse arbeiten schon von jeher mit Firmenkunden zusammen. Die Gesundheitsförderung in Firmen ist sozusagen unser Steckenpferd. Hier können durch Kooperationen wichtige Synergien entstehen.

finanzwelt: Schon seit vielen Jahren wird der bKV der Durchbruch vorhergesagt

– bislang ohne sichtbares Ergebnis. Wann wird es denn nun so weit sein?

Bröske: Grundsätzlich sehe ich hier den Gesetzgeber in der Pflicht, notwendige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die erwähnten Synergien zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und den privaten Krankenversicherern können nur durch entsprechende Kooperationsmöglichkeiten genutzt werden. Nach meiner Einschätzung wird sich das Thema bKV in den nächsten drei Jahren etablieren, vor allem angesichts der demografischen Entwicklung und des damit einhergehenden Fachkräftemangels.

finanzwelt: Wenn alle Prävention versagt, kommt Berufsunfähigkeitsversicherung & Co. ins Spiel. Auf welche Weise sind Sie als Krankenversicherer dann noch gefragt?

Bröske: Da es sich bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung nur um eine Absicherung des Risikos handelt, sehe ich keine grundsätzliche Abhängigkeit zum Thema Prävention. (hdm)