„Make a better World“

18.04.2024

Jörg Trübl, Co-Founder und CEO der MABEWO AG / Foto: © MABEWO AG

Die Welt ist im rasanten Wandel. Auch und gerade technologisch. Es bedarf neuer Problemlösungen. Das wird immer offensichtlicher, auch in der traditionellen Landwirtschaft ist Pioniergeist gefragt. Die MABEWO AG um Co-Founder und CEO Jörg Trübl hat sich das auf die Fahnen geschrieben. Ein Gespräch zum Status quo, den Plänen und Visionen.

finanzwelt: Herr Trübl, die Geschichte der MABEWO beginnt kurz vor dem Eintreten multipler Krisen wie Pandemie, Lieferkettenproblematik und Ukraine-Krieg. Was hat den Ausschlag zur Unternehmensgründung gegeben?

Jörg Trübl» Zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung war von diesen Krisen noch nichts erkennbar, die Auswirkungen des Klimawandels waren 2019 bereits deutlich spürbar. Auch die Auswirkungen der fortschreitenden Urbanisierung mit der einhergehenden Bodenversiegelung haben sich manifestiert. All das hat seine Konsequenzen bei der Sicherung der Grundversorgung mit Lebensmitteln und Energie. Die Krisen seit 2020 haben dies noch verstärkt. Wir wurden also in unserem Ansatz bestätigt, auf eine lokale, energieautarke Versorgung zu setzen.

finanzwelt: Welche Meilensteine konnten Sie zwischenzeitlich erreichen?

Trübl» Seit dem Beginn hat sich viel ereignet. Eine Unternehmensentwicklung findet entlang vieler paralleler Handlungsstränge statt. Es gelang uns, immer wieder neue technische Entwicklungen anzustoßen, zu testen und marktreif zu machen. Dem aktuellen Stand der Indoor-Farming-Container gingen erste Prototypen und Testanlagen in den Jahren 2021 und 2022 voraus. Durch die neue Gesetzgebung in Bezug auf die Liberalisierung von Cannabis ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten für den Einsatz von Indoor-Growing-Compartments in Deutschland. Unsere ESG-Zertifizierung im Oktober letzten Jahres und die ISO 9001:2015 Zertifizierung Anfang 2024 sind weitere wichtige Meilensteine.

finanzwelt: Für diejenigen, die Sie noch nicht kennen, was ist der USP der MABEWO?

Trübl» Wir kommen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Photovoltaik und Biogas verstehen wir von der Konzeptionierung bis zum Betrieb im Detail. Und nachdem Pflanzen nun einmal Energie sind, haben wir begonnen, über Indoor-Farming-Systeme nachzudenken, die die Versorgung der wachsenden urbanen Bevölkerung sicherstellen könnten. Wir sind als europäischer Pionier hier in Vorleistung gegangen, was die Entwicklung proprietärer Technologien angeht. Daher ist das Unternehmen am Schnittpunkt Indoor-Farming und Erneuerbare Energien positioniert. Damit verfügen wir über ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

finanzwelt: Sie verstehen sich als Innovator und Technologielieferant der nachhaltigen Landwirtschaft. Wo sehen Sie hier die zentralen Herausforderungen?

Trübl» Derzeit ändern sich viele Rahmenbedingungen rund um die Landwirtschaft. Der Klimawandel mit Trockenperioden, Hitze oder Extremereignissen, auch Hofübernahmen, die Anforderungen an die Energieproduktion und die Umgestaltung von Fördersystemen bringen Anpassungsdruck mit sich. Die Landwirtschaft wird sich als höchst konservative Branche grundlegenden Anpassungen gegenübersehen. Das Berufsbild kann sich ändern, vom Lebensmittelproduzenten hin in Richtung Landschaftsschützer, Ressourcenmanager oder Energieerzeuger.

finanzwelt: In Zeiten von Überdüngung und knapper Wasserressourcen muss sich die konventionelle Landwirtschaft wandeln. Hier setzt u. a. das Konzept der vertikalen Landwirtschaft bzw. Indoor-Farming an. Bitte erläutern Sie uns die wesentlichen Merkmale.

Trübl» Wir wollen Fläche sinnvoll und effizient nutzen. Dies ist unter den gegebenen Klimabedingungen fast unmöglich geworden, darum sehen wir in der kontrollierten Indoor-Umgebung die dringend notwendige Produktions-Sicherheit. Für einfache und schnellwachsende Produkte wie Micro-Greens und Kräuter für eine CO2-neutrale Ernte oder auch für Jungpflanzen und Aufzucht sowie dem Vorziehen von Gemüse und Salaten. Der Landwirt kann in kleinen, aber stabilen Räumen seine lokale Produktion betreiben und diese nach Bedarf skalieren und automatisieren. Wir entwickeln auch Lösungen für Tierfutter. Dies hat den Vorteil der stabilen und lokalen Futterquelle, was dem Tierhalter ermöglicht, das Gras im Container anzubauen und die freigewordene Fläche für wertvollere Produkte zu nutzen.

finanzwelt: Ist dieser Ansatz universell einsetzbar, regional unabhängig und für viele Gemüsekulturen?

Trübl» Es geht hier darum, dem Gemüsebauer Instrumente der Optimierung und möglichst auch der Automatisierung an die Hand zu geben. Der Aspekt ist die Ernte- und somit auch eine Ertragssicherheit. Es muss in Europa sichergestellt werden, dass die Flächen optimal genutzt werden, keine Bodenverdichtung und kein Ausbluten des Bodens verursacht wird. Die Ertragskraft des Bodens muss stabilisiert werden.