LV-Anbieter kämpfen um Stabilität

22.10.2020

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In welchem Maße eine Quersubventionierung stattfindet, zeigt die Gesamt-Ertragsstärke im Vergleich mit der Finanzstärke an. Garantieanforderungen werden so aufgrund der niedrigeren Kapitalmarkt-Zinsen durch Risikogewinne gesichert. Auch Biometrie-Versicherer erwirtschaften tendenziell geringere Kapitalerträge und dafür höhere Risikogewinne. Bei der Gesamt-Ertragsstärke werden sämtliche Erträge in der Rechnung berücksichtigt. Dieser Wert lag 2019 branchenweit bei 140,07 % und damit knapp unter dem Vorjahresniveau von 141,75 %.

Wie bereits im Vorjahr schaffte es ein Versicherer auch mit Verwaltungs- und Risikogewinnen nicht die Anforderungen zu erfüllen. In diesem Fall liegt die Gesamt-Ertragsstärke unter 100 %, was laut Studienautoren ein Indiz dafür ist, dass das betroffene Unternehmen noch deutlicher als andere von der Substanz zehrt.

Derzeit fallende Beitragsgarantien

Laut Policen-Direkt sprechen weitere Indizien dafür, dass stabilisierende Maßnahmen in der Branche weiterhin auf der Tagesordnung stehen. Kühl beobachtet hauptsächlich Konsolidierungen auf Produktebene, daneben einzelne Unternehmenszusammenschlüsse. Traditionelle Garantien würden dabei kauf eine Rolle mehr spielen. Zudem würde die klassische Brutto-Beitragsgarantie auf breiter Front fallen. Wenn Lebensversicherer das Risiko damit auf ihre Kunden übertragen, würde sich das positiv auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen auswirken; angesichts niedriger Zinsen womöglich auch aus Kundensicht mit Blick auf eine künftig weiter auskömmliche und finanzierbare Altersvorsorge.

„Lebensversicherer müssen für neue Produkte aufgrund der Solvenzvorschriften darlegen, dass Sie langfristig in der Lage sind, die garantierten Leistungen zu erfüllen. Zeitgemäße Garantiemodelle sind gerade angesichts der niedrigen Zinsen mitunter unumgänglich, in jedem Fall aber erklärungsbedürftig. Für die Kunden bleiben sichere Werte und transparente Informationen zur Vertragsentwicklung entscheidend bei der privaten Altersvorsorge“, fordert Hennig Kühl. (ahu)