Leistung wird immer wichtiger
28.10.2019
Dr. Jürgen Cramer, Sparkassen Direkt Versicherung / Foto: © Rainer Hotz
finanzwelt: Viel Geschäft wird über Online-Plattformen abgewickelt. Verliert der Makler den Draht zu seinen Kunden, wenn er das Geschäft aufgibt oder an Online-Plattformen abgibt? Dr. Cramer: Ja, das ist sicherlich nicht unkritisch. Plattformen wollen immer die Spielregeln definieren und den Profit abschöpfen. Zudem besetzen sie zunehmend die Kundenschnittstelle; das ist gefährlich für das angestrebte „Umarmungsmandat“ des Maklers. Es droht ihm, dauerhaft den gesamten Kunden zu verlieren.
finanzwelt: blau direkt und andere bieten Affiliate-Programme bzw. Online-Vergleichsrechner für die Maklerhomepage. Inwieweit können Sie sehen, dass diese Agebote von Maklern und/oder deren Kunden genutzt werden? Dr. Cramer: Wir holen inzwischen einen hohen zweistelligen Prozentsatz unseres Geschäfts über Makler. Augenscheinlich kommt unser Angebot – auch in Kooperation mit den Pools – an. Und bei Vergleichsrechnern punkten wir eben besonders häufig.
finanzwelt: Wie stehen Sie zu Telematik-Tarifen? Ist das die Zukunft? Dr. Cramer: Die Sparkassen DirektVersicherung war der erste deutsche Kfz-Versicherer, der ein Telematikangebot für Privatkunden an den Markt brachte. Deshalb wissen wir ziemlich genau, dass die Kosten höher sind als der Nutzen. Wir haben das Projekt daher auch wieder eingestellt. Sollte der Gesetzgeber die Tarifierungsmöglichkeiten aber weiter beschneiden wie z. B. 2012, als die Tarifierung nach Geschlecht verboten wurde, dann kann es passieren, dass wir uns mit dem Thema wieder beschäftigen. Die Folge eines solchen unsinnigen Eingriffs des Gesetzgebers wäre dann allerdings wieder einmal, dass vermeintlicher Kundenschutz zu höheren Kosten und damit am Ende des Tages zu höheren Prämien für alle führt.
finanzwelt: Mein Auto bremst automatisch bei Gefahr. Finden solche Fahrassistenzsysteme bereits Berücksichtigung in der Kfz-Versicherung? Dr. Cramer: Bei uns ja – mit Preis-Abschlägen. Allerdings müssen wir beobachten, dass – technisch gesprochen – die Schadenhäufigkeit vielleicht zurück geht, die durchschnittliche Schadenhöhe aber viel stärker steigt. Eine Windschutzscheibe mit integrierter Kamera ist einfach viel teurer als eine Scheibe ohne Kamera. Kurzum: Der Schadenaufwand als Ergebnis aus Schadenhäufigkeit und durchschnittlicher Schadenhöhe steigt.
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