La vie en rose – Generation Mitte ohne Plan fürs Alter
01.09.2015
Einmal pro Jahr schaut der Verband der deutschen Versicherer was die Deutschen so denken und fühlen. Im Fokus der Studie: die Leistungsträger der Gesellschaft, die sogenannte ‚Generation Mitte‘.
2015-09-02 (fw/db) Ein funktionierendes Bildungs- und Gesundheitssystem, Meinungsfreiheit und Rechtssicherheit sind für die 30- bis 59-Jährigen in Deutschland die wichtigsten Voraussetzungen für ein gutes Leben. In einer repräsentativen Allensbach-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt sich die "Generation Mitte" zudem mit der Lebensqualität in Deutschland außerordentlich zufrieden: 91 Prozent bezeichnen sie als gut oder sehr gut. Aber für die Altersvorsorge haben 70 Prozent keinen Plan – mit einer rosaroten Brille ("La vie en rose") steuern die meisten auf Pflegebedürftigkeit und eine hohe Lebenserwartung zu.
Der GDV lässt das Institut für Demoskopie Allensbach seit 2013, dieser breiten Bevölkerungsschicht einmal jährlich „den Puls zu fühlen“ und ihre Einstellungen, Erwartungen und Ängste zu erforschen. Vor dem Hintergrund der Regierungsstrategie „Gut Leben in Deutschland“ standen in diesem Jahr die Anforderungen an eine gute Lebensqualität und die Wahrnehmung der eigenen Lebensbedingungen im Fokus der Befragung. Für die repräsentative Untersuchung „Die Generation Mitte 2015“ hat das Institut für Demoskopie Allensbach vom 4. bis 23. Juni 2015 insgesamt 1.020 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren befragt.
Defizite in Bildung, Familie und Chancengerechtigkeit
Positiv beurteilen die Befragten insbesondere das Sozialsystem, die wirtschaftliche Lage und die politische Stabilität.
„Gleichzeitig bleibt Deutschland aber auf wichtigen Feldern hinter den Erwartungen der ‚Generation Mitte‘ zurück. Das gilt insbesondere für das Bildungssystem, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Chancengerechtigkeit und den sozialen Frieden im Land“, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, am heutigen Mittwoch bei der Vorstellung der Studie in Berlin.
Lebensstandard im Alter ist der Wohlstandsindikator
Angesichts der vielfältigen Anforderungen an ein gutes Leben spricht sich die überwältigende Mehrheit der „Generation Mitte“ dafür aus, den Wohlstand eines Landes nicht ausschließlich an der wirtschaftlichen Stärke zu messen. Als Wohlstandsindikatoren sollten vielmehr auch der Lebensstandard der Bürger im Alter, die Qualität des Bildungssystems und die Höhe der Arbeitslosigkeit sowie die Qualität der Gesundheitsversorgung und die Unterschiede zwischen Arm und Reich berücksichtigt werden.
GDV-Präsident Alexander Erdland wies darauf hin, dass der Lebensstandard im Alter für die „Generation Mitte“ zwar ein sehr hohes Gut sei, die 30- bis 59-Jährigen aber immer weniger selber für das Alter vorsorgten und sich dementsprechend Sorgen machten:
„Über 70 Prozent geben an, ihre finanzielle Zukunft gar nicht zu planen oder bestenfalls grobe Vorstellungen zu haben. Für einen hohen Lebensstandard im Alter ist private Vorsorge aber unverzichtbar“, so Erdland.
Keine "Generation der Erben"
Wie die Umfrage weiter zeigt, wird nur eine Minderheit von den hohen Vermögenswerten profitieren, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vererbt werden. Nur 41 Prozent der Befragten erwarten eine Erbschaft; lediglich jeder zwanzigste dieser zukünftigen Erben rechnet mit einem Nachlass von mehr als 300.000 Euro.
„Erbschaften werden die Sorgen der Mehrheit der ‚Generation Mitte‘ um ihren Lebensstandard im Alter nicht beseitigen“, sagte Erdland.
Über die "Generation Mitte"
Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen mitten im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen 71 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften 82 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Die „Generation Mitte“ sei, so das Ergebnis der Studie, der „Leistungsträger“ unserer Gesellschaft.
Dietmar Braun