Kunst als Geldanlage wird salonfähig

Eine neue Kunstbörse will den Besitz von Kunst einer breiten Masse zugänglich machen und so das Investieren in Kunst per Aktie „demokratisieren“. Zudem sind neue Anbieter am Markt, die Anteile an Kunstwerken digital auf einer Blockchain (Tokenisierung) investierbar machen, meint Mathias Lebtig, Geschäftsführender Gesellschafter, FP Asset Management GmbH Vermögensverwaltung der FINANCIAL PLANNING auf Freiburg i. Breisgau und sucht gemeinsam mit Experten Antworten.

Durch diese medienwirksamen Aktivitäten rückt auch die klassische Kunst als Anlageklasse immer stärker in das Bewusstsein von Privatpersonen und Unternehmern. Vor allem in Zeiten hoher Inflationsraten wie aktuell, wird nach ergänzenden Sachwertanlagen gesucht. Die jährliche Rendite von Kunst braucht dabei den Vergleich mit dem Aktienmarkt nicht zu scheuen, wie der Artnet Index for Fine Art zeigt.

Doch wie bei Oldtimern, Uhren oder Whiskey ist der Markteinstieg bei solchen Spezialitäten gar nicht so trivial. Wie bei jeder Kapitalanlage ist es empfehlenswert, sich sachkundigen Expertenrat einzuholen. 

Im Rahmen der Kunstmesse „art Karlsruhe“ hatte Mathias Lebtig die Gelegenheit, dem CEO und Gründer des Kunstdienstleisters Premium Modern Art, Ted Bauer über das Thema zu diskutieren:

Bei der klassischen Kapitalanlage ist Streuung ein wichtiger Grundsatz, wie sehen Sie dies bei der Anlagekategorie Kunst?

Ted Bauer: Alles auf eine Karte zu setzen ist nie ein kluges Vorgehen. Auch im Kunstbereich ist die Streuung enorm wichtig. Dies bedeutet, auf verschiedene Künstler zu setzen, eventuell sogar auf verschiedene Stilrichtungen. Die Anlage in ein Kunstwerk verspricht eine gewisse Sicherheit, gerade wenn es sich um die Arbeit eines bekannten Künstlers handelt. Aber auch der Kunstmarkt ist nicht völlig vom Börsengeschehen abgekoppelt, da viele Sammler ebenfalls an der Börse Geld verdienen. Dies kann zu Rückschlägen führen, die auf dem Kunstmarkt oft moderater ausfallen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor dabei, sich für die Investition in Kunst zu entscheiden, ist häufig das hohe Prestige, das der Besitz von Kunst verspricht, im Gegensatz zu einem Wertpapier, das im Depot des Investors verschwindet.

Welche Tipps können Sie bei der Verwahrung bzw. Lagerung von klassischen Kunstwerken geben?

Ted Bauer: Die schönste Verwahrung eines Kunstwerks ist natürlich, wenn es eine Wand Ihres Zuhauses schmückt und Sie sich täglich daran erfreuen können. Dies steigert die Lebensqualität und trägt so auch zu einer „emotionalen Rendite“ bei. Hierbei sind aber bestimmte Vorsichtsmaßnahmen unabdingbar. Diese beginnen bereits bei der Rahmung eines Kunstwerkes. Hochwertige Kunstwerke sollte man auch nicht dauerhaft dem direkten Sonnenlicht aussetzen. Wenn dann noch das Raumklima konstant, trocken und nicht zu warm ist, steht einer langen Kunstfreude nichts entgegen.

Welche Stile und Künstler sind derzeit im Trend?  

Ted Bauer: Einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen sich die Künstler der Pop Art. Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, James Francis Gill und Tom Wesselmann gelten als wertstabile Basis im Kunstdepot. Aufgrund der konstanten Preisentwicklung der letzten Jahrzehnte lagen Käufer dieser Künstler goldrichtig und konnten sich über eine lukrative Rendite freuen.

Neben Unikaten werden auch Kunstdrucke in limitierter Auflage angeboten, kann hier auch mit Wertsteigerungen gerechnet werden?

Ted Bauer: Limitierte Editionen ermöglichen es auch Kunstkäufern mit einem kleineren Budget, eine wertstabile Sammlung aufzubauen. Auch hier ist die Auswahl der richtigen Künstler essenziell, wenn man eine langfristige Wertsteigerung erzielen möchte. Die Erfahrung zeigt, dass sich auch Editionen in einer limitierten Auflage sehr gut im Wert entwickeln können und im Zweitmarkt ein fester Bestandteil sind.

Kolumne von Mathias Lebtig, Geschäftsführender Gesellschafter, FP Asset Management GmbH Vermögensverwaltung der FINANCIAL PLANNING auf Freiburg i. Breisgau