Krypto als Goldersatz?
17.03.2022
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Kryptowährungen genießen einen ähnlichen Ruf als Inflationsschutz wie das Edelmetall. Auf den ersten Blick erscheint dies gewiss logisch. Trotzdem widerspricht ein Experte dieser Ansicht.
Die Anzahl von Bitcoins ist genauso begrenzt wie die Anzahl des Goldes. „Doch das war es auch schon mit den Parallelen“, meint Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Der Wert der Kryptos hängt fast ausschließlich von vorhandener Liquidität ab, der des Goldes vom Realzins.“ Für manchen Anleger mag die Gleichsetzung von Kryptowährungen mit Gold als Inflationsschutz ein wichtiger Punkt für ein Investment sein. „Das ergibt allerdings weder empirisch Sinn noch von der Logik her“, so Bente. „Kryptos sind in erster Linie abhängig von der Liquidität: Immer dann, wenn Liquidität reichlich vorhanden war, kam es zu großen Kursanstiegen bei Bitcoin & Co.“ Der Goldpreis hinge dagegen vom Realzins ab. „Gold steigt, wenn der Realzins negativ ist, Inflation also den Zins übersteigt.“
Verschiedene Gründe für Kursanstiege
Beide Ereignisse können zufällig zusammenfallen – oder konstruiert werden: „Etwa dann, wenn die Notenbanken bewusst den Zins niedrig halten, obwohl die Inflation hoch ist“, erklärt Bente. In diesem Fall profitieren sowohl Gold als auch Kryptos von einer lockeren Notenbankpolitik. Ursächlich für den Kursanstieg sind aber zwei verschiedene Punkte. Analysiere man Assetklassen nach ihrer Duration, also ihrer innewohnenden Zinssensitivität, dann sind Kryptos die Assetklasse mit der längsten Duration, also der höchsten Zinssensitivität. „Ganz einfach schon deshalb, weil Kryptowährungen ihre Rendite nur aus einer Preisbewegung nach oben generieren“, sagt Bente. „Eine physische oder sonstige Wertschöpfung unmittelbar aus Krypto heraus geschieht nicht oder nur in sehr geringem Umfang.“ Dementsprechend entstehe eine rein preisbasierte Rendite: je niedriger der Zins, desto unattraktiver die Barwerte der Alternativen. Und je reichlicher Liquidität vorhanden ist, umso stärker die Kursausschläge nach oben.
Laut dem Experten sind Kryptos insbesondere dann wieder attraktiv, wenn die Notenbanken weniger streng handeln. „Das kann eine Überraschung sein, weil sie weniger stark auf die Bremse treten, als derzeit von allen erwartet“, so Bente. „Spätestens wenn sie irgendwann wieder richtig stimulativ werden, geht es auch für die Kryptos erneut deutlich nach vorne.“ In Zeiten zunehmender Notenbankrestriktivität haben es Kryptos und Bitcoin dagegen eher schwer. Das wiederum ist tendenziell bei Gold ähnlich. Aufgrund restriktiver Notenbanken steigen die Zinsen möglicherweise stärker als die Inflation und damit wird der Realzins weniger negativ. „Aber auch hier sind die beiden Themen nicht unmittelbar kausal miteinander verknüpft, es kann nur zeitlich zusammenfallen“, sagt Bente. Sein Fazit lautet: Gold sei der perfekte Inflations-Hedge, insbesondere wenn die Inflationsraten deutlich eskalieren, es vielleicht sogar einen generellen Vertrauensverlust ins Währungssystem gebe. Dagegen seien Kryptowährungen perfekt, um von stimulativen Phasen der Geldpolitik zu profitieren. (lb)