Bitcoin rückt seinem Status als Reservewährung in den USA näher

12.03.2025

Adrian Fritz, Head of Research, 21Shares. Foto: © 21Shares

Der Krypto-Markt war die letzten Wochen erheblich unter Druck – nicht zuletzt durch den Hack der Kryptobörse Bybit und allgemeinen Sorgen vor einer Inflation. Das änderte sich kurzzeitig, als Donald Trump am vergangenen Sonntagabend auf seinem „Truth Social“-Kanal seine Pläne für Bitcoin & Co. bekanntgab. „Ich werde dafür sorgen, dass die USA das Krypto-Zentrum der Welt sind“, kündigte der US-Präsident an und gab zudem die Schaffung einer strategischen Krypto-Reserve bekannt, die Teil einer umfassenden Diversifizierungsstrategie seiner Finanzpolitik werden solle. Diese Ankündigung hatte einen markanten Anstieg wichtiger Kryptowährungen zur Folge: XRP stieg um 33, Solana um 26 und Cardano um 69 Prozent. Kurz darauf zogen auch die Kurse von Bitcoin und Ethereum mit einem Plus von 11 bzw. 13 Prozent nach. Mit Spannung blickt der Markt nun auf den Krypto-Gipfel in den USA, der schon für den morgigen Freitag im White House unter der Ägide Trumps angekündigt ist.

Krypto-Reserve als Teil einer Diversifizierungs- und Absicherungsstrategie

Sollten diese Pläne verwirklicht werden, steht ein wesentlicher Wendepunkt der Geldpolitik bevor: Noch vor wenigen Monaten besaß die US-Regierung höchstens durch Beschlagnahmungen aus illegalen Geschäften Bestände an Krypto-Assets – und erwog, diese zu verkaufen. Wenn im Gegensatz dazu nun aktiv Kryptos erworben werden, könnte das zu einem institutionellen Kaufdruck führen, der die Kurse steigen lässt und die Legitimität der Kryptowährungen weiter festigt. Mit der Unterstützung der Regierung dürfte sich die allgemeine Akzeptanz beschleunigen und die Volatilität der Märkte stabilisieren – ein entscheidender Faktor für die breite Integration von Krypto in das traditionelle Finanzsystem.

Dabei wäre ein solcher Schritt in gewisser Hinsicht gar nicht so neu, wie vielleicht angenommen: Historisch gesehen haben die USA und andere Staaten immer wieder Reserven in Form von verschiedenen Vermögenswerten gehalten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Ein strategischer Krypto-Fonds würde sich in dieses Muster einfügen und könnte den USA helfen, ihre Führungsrolle in einer sich wandelnden Finanzwelt weiter auszubauen. Eine solche Krypto-Reserve, gemanagt von einer US-Zentralbank oder der Fed, könnte zudem als letzte Instanz für Kauf oder Verkauf fungieren und die Märkte stabilisieren.

Marktrallye nach dem Krypto-Gipfel?

Am kommenden Freitag findet ein Krypto-Summit unter dem Vorsitz von US-Präsident Donald Trump und David Sacks, neuer US-Regierungsbeauftragter für Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen, statt. Im Fokus stehen die Aufsicht über Stablecoins, die Harmonisierung der Krypto-Politik zwischen den Bundesstaaten sowie die geplante Krypto-Reserve. Es wird erwartet, dass neben den bereits erwähnten Kryptowährungen auch andere digitale Vermögenswerte in die Gespräche einbezogen werden. Der US-Abgeordnete Bo Hines wird die politischen Diskussionen leiten und den regulatorischen Rahmen für Blockchain-Innovationen gestalten. Sollte am Freitag die Auswahl der Vermögenswerte genauer vorgestellt werden, könnte dies einen weiteren Anstieg am breiten Kryptomarkt auslösen.

Risiken auf dem Weg zur Krypto-Reserve

Es gibt jedoch auch Risiken, die Anleger nicht aus den Augen verlieren sollten. Die Einführung einer strategischen Krypto-Reserve könnte sich länger hinziehen als erwartet, was zu Enttäuschungen und Abverkäufen führen könnte. Weitere Herausforderungen umfassen:

  • Ausführungsrisiken: Unklar wäre beispielsweise der Umgang mit unklaren Finanzierungsquellen, also der Einsatz von beschlagnahmten Vermögenswerten und im Vergleich dazu der notwendige Zukauf von digitalen Assets. Wenn beim Gipfel am Freitag wichtige Details fehlen, könnte dies zu einer spürbaren Marktkorrektur führen.
  • Reputationsrisiko: Trump steht hinter Bitcoin, zeigt daneben aber auch Unterstützung für den breiteren Kryptomarkt wie XRP, Solana und Cardano. Dies hat Bedenken hinsichtlich Günstlingswirtschaft und möglicher Interessenkonflikte aufgeworfen. Kritiker argumentieren, dass für die Rolle einer Reservewährung lediglich Bitcoin aufgrund seines inhärenten Verknappungsmechanismus in Frage komme.
  • Implikationen für den Dollar: Eine groß angelegte Akquisition von Krypto-Vermögenswerten könnte die Dominanz des US-Dollars gefährden, obwohl die Verwendung von beschlagnahmten Vermögenswerten zur Finanzierung der Reserve das Inflationsrisiko verringern würden.
  • Rechtliche Hürden: Trump kann nicht eigenständig eine permanente Krypto-Reserve einrichten; hierzu ist die Zustimmung des Kongresses – bestehend aus Senat und Repräsentantenhaus – erforderlich. Zwar gibt es Möglichkeiten, diese Hürde wenigstens für beschlagnahmte Vermögenswerte zu umgehen und diese für die Reserve zu nutzen, doch die rechtlichen Herausforderungen bleiben bestehen. 

Warum gerade Bitcoin?

„Stellen Sie sich als Gedankenexperiment vor, es gäbe ein gewöhnliches Metall, das so knapp ist wie Gold, aber die folgenden Eigenschaften hat: [...] Es ist sicher davor, von mächtigen Akteuren oder Regierungen gestohlen zu werden, und es ist über Grenzen hinweg transportierbar.“ Das sagte Satoshi Nakamoto, der unbekannte Schöpfer von Bitcoin in einem E-Mail-Austausch vom August 2010.

Diesem Gedanken folgend wurde die Funktionsweise des Bitcoin durch einen Code bestimmt – seine einzigartige Software, die das Netzwerk steuert und seine Regeln festlegt. Regeln, zu denen auch in essentieller Weise die Verknappung gehört. So legt der Bitcoin-Code ein maximales Angebot von 21 Millionen BTC fest. Ein begrenzter Vorrat ist somit garantiert – eine Eigenschaft, die Bitcoin zu einem sicheren Wertaufbewahrungsmittel macht und seinen Ruf als digitales Gold festigt. Wie die Software dies schafft? Anders als Fiat-Währungen, bei denen Zentralbanken die Geldmenge beliebig anpassen kann, folgt Bitcoin einem festen Angebotsplan, der durch das sogenannte „Halving“ alle vier Jahre die Menge der Coins reduziert, die neu geschaffen werden können. Dieser Mechanismus sorgt für eine kontinuierliche Verringerung der Inflation und stärkt die Rolle von Bitcoin als Absicherung gegen die Entwertung von Fiat-Währungen. Klar ersichtlich ist dies im Vergleich zum US-Dollar und Gold. Gerade die Ähnlichkeit zwischen BTC und Gold begründet auch dessen Ruf als „digitales Gold“.

Vorratswachstum von Bitcoin, US-Dollar und Gold © 21SharesVorratswachstum von Bitcoin, US-Dollar und Gold © 21Shares

Zwar verfolgen andere Kryptowährungen wie XRP oder Ethereum ebenfalls Mechanismen zur Angebotsbegrenzung bzw. deflationäre Eigenschaften, jedoch ist keine dieser Währungen so strikt und unveränderlich begrenzt wie Bitcoin, dessen maximaler Vorrat direkt im Protokoll verankert ist.

Fazit

Mit Donald Trumps jüngster Ankündigung der Schaffung einer strategischen Krypto-Reserve und der bevorstehenden Krypto-Konferenz am Freitag, die wichtige Themen wie die Harmonisierung der Krypto-Politik und die Stablecoin-Aufsicht behandeln wird, könnte Bitcoin in naher Zukunft eine weit größere Rolle als Wertaufbewahrungsmittel spielen. Der festgelegte Knappheitsmechanismus von Bitcoin, zusammen mit der zunehmenden politischen Unterstützung und der wachsenden Akzeptanz durch Institutionen, könnte dazu beitragen, Bitcoin weiter in das globale Finanzsystem zu integrieren. Angesichts dieser Entwicklungen wird klar, dass Bitcoin nicht nur zurecht als „digitales Gold“ betrachtet wird, sondern zunehmend auch als wichtiger Bestandteil einer globalen finanziellen Diversifizierung und Absicherung – besonders mit Blick auf die Bestrebungen der größten Wirtschaftsmacht der Welt, seine Vormachtstellung im Bereich Krypto abzusichern.

Marktkommentar von Adrian Fritz, Head of Research des Krypto-ETP-Emittenten 21Shares.