Kommt jetzt die Inflations-Dekade?

05.07.2021

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Selbst Laien fragen sich: Wie lange kann das gut gehen? Mein Damokles-Schwert heißt: Zinsen. Bleiben diese trotz kleinerer Anhebungen auf dem historisch niederen Niveau, könnten die Preise für Sachwerte stabil bleiben und sogar weiter steigen, vor allem dann, wenn die Inflation schneller steigt als die Zinsen und damit die Kaufkraftverluste (Minusrenditen) für Sparer noch größer werden. Allerdings nagt ein solches Szenario weiter am Vertrauen in Politik, Notenbanken, Währungen und das Geld. Eine regelrechte Vertrauenserosion haben weder die Marktteilnehmer und schon gar nicht die Regierungen im Kalkül.

Mit den Risiken „Zinsen“, „Inflation“, „Wirtschaftsentwicklung“ und „Vertrauensverlust“ müssen die Kapitalmärkte nun leben. Besonders Aktien könnten immer wieder von Konsolidierungen durchgeschüttelt werden. Denn Trendfolger und Hedgefonds verwalten mittlerweile riesige Vermögen, so dass mit großen Schwankungsbreiten gerechnet werden muss. Seit der Coronakrise wird zudem massiv auf Kredit spekuliert. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich in den USA die Summe von 320 Mrd. bis Ende 2020 um mehr als 50 Prozent aufgebläht. Im April 2021 hat die FINRA Margin Accounts in Höhe von 847 Mrd. US-Dollar gemeldet. Abwärtsbewegungen könnten dadurch massiv beschleunigt werden.

Sollten sich die Zinsen „ungewollt“ in die Höhe entwickeln, werden nicht nur die Aktien-, sondern auch die Renten- und Immobilienmärkte empfindlich getroffen. Bei Festverzinslichen spricht man heute vom zinslosen Risiko. Edelmetalle haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch bei steigenden Zinsen haussieren können. So hat zum Beispiel Gold in 1980 trotz Zinsen von zehn bis 15 Prozent ein damals Alltime-High erzielt. In solchen Phasen ist nicht der Ertrag sondern der Vertrauensverlust die Triebfeder.

Gold hat spätestens in 2018 den Bruch des Abwärtstrends seit 2011 bestätigt, in 2019 die Konsolidierung seit 2013 beendet und seitdem einen Aufwärtstrend etabliert. Der derzeitige “Stillstand“ (nach 100 Prozent Anstieg seit 2016 für Gold / und auch für Silber) nervt natürlich, aber es liegt ja noch der größte Teil der Dekade vor uns. Da sollte man schon etwas Geduld mitbringen. Die Euphorie vom letzten August geht massiv zurück (=positiv).

Für Nicht- oder Unterinvestierte noch einmal Gelegenheit, den Vermögensanteil „Edelmetalle  in der derzeitigen Schwächephase aufzustocken. Denn, wenn die Kapitalanleger den „Markt entdecken“ und/oder den Anteil aufstocken bzw. aus anderen, eventuell fallenden Assets wechseln, werden die Kurssprünge der relativ kleinen Edelmetallmärkte immens sein. Dann wird sich die Geduld auszahlen, während die Zauderer den explodierenden Kursen hinterherschauen. Zu früh investiert zu haben ist dann besser, als nicht dabei zu sein. Kaufen, wenn die Kanonen donnern, ist dann meist zu spät, zumindest aber wesentlich teurer.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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