"Kollege Cloud ersetzt Kollege Computer"

25.09.2019

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Für immer mehr Unternehmen ist Industrie 4.0 längst Realität. So rüsten diese ihre ausgelieferten Produkte so aus, dass ihnen wichtige Betriebsdaten zur Verfügung stehen. Diese Entwicklung dürfte in den nächsten Jahren wohl so weitergehen. Die Unternehmen können damit auch ihre Bonität verbessern.

In der Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“, die creditshelf gemeinsam mit der TU Darmstadt erstellt hat, gaben 53 % der befragten Industrieunternehmen an, die an ihre Kunden ausgelieferten Produkte – zumindest teilweise – so auszurüsten, dass ihnen die wichtigsten Betriebsdaten zur Verfügung stehen und diese im Rahmen von Service- und Wartungsverträgen genutzt werden können. Gegenüber der Vorjahresuntersuchung erhöhte sich dieser Wert um 9 Prozentpunkte, gegenüber der Studie vor zwei Jahren sogar um 19 Prozentpunkte. „Für eine Vielzahl an Unternehmen ist Industrie 4.0 kein Buzzword mehr, sondern gelebte Realität. Das Internet der Dinge hat den industriellen Mittelstand erreicht. Das bedeutet: Kollege Computer wird zunehmend ersetzt von Kollege Cloud“, so Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf. Die deutlichen Steigerungsraten von 34 über 44 auf jetzt 53 % von 2017 bis heute zeigten, „dass die Unternehmen das Potenzial der Digitalisierung erkannt haben und die Möglichkeiten zunehmend ausschöpfen", erläutert Bartsch.

Prof. Dr. Dirk Schiereck glaubt, dass der Datenaustauch zwischen einzelnen Fertigungsanlagen und IT-Systemen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, denn viele Unternehmen seien diesbezüglich aktuell in der Planungsphase. „29 %  der befragten Unternehmen gaben an, dass die Nutzung bisher nur in Einzelfällen erfolgt“, so der Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. „Bei weiteren 9 % ist die Einführung solcher Technologien schon in Planung“, erklärt Schiereck weiter. Lediglich eine Minderheit gab sich gegenüber dieser Möglichkeit ablehnenden, Betriebsdaten über einen maschinellen Datenaustauch zu bekommen. 7 % halten es für „interessant, aber noch Zukunftsmusik“, lediglich 2 % halten die Technologie in ihrem Umfeld für nicht sinnvoll.

Auch die produzierenden Unternehmen selbst sind gewillt, sich als Datenquelle zu öffnen. So nutzen 76 % der befragten Unternehmen Anlagen, Maschinen und Geräte, die Informationen im Rahmen von Service- oder Wartungsverträgen an den Hersteller liefern. „Sie sehen sich als Teil einer Industrierevolution und wissen um die Vorteile eines schnellen und unkomplizierten Informationsaustauschs“, so creditshelf-Vorstand Bartsch. „Die laufenden Nutzungsdaten versetzen den Anlagenbauer in die Lage, mögliche Probleme oder Ausfallzeiten frühzeitig zu erkennen. Noch bevor eine Krise oder ein Produktionsstopp eintritt, kann also frühzeitig gegengesteuert werden.“ Eine reibungslose Produktion und Planungssicherheit im laufenden Betrieb können sich nach Angaben von Bartsch positiv auf das Rating bezüglich der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens auswirken. Damit hätten die Unternehmen auch einen Vorteil bei der Finanzierung künftiger Investitionsprojekte. (ahu)