Keine Abwärtsspirale in Sicht
18.04.2019
Alexander Lukas / Foto: © Weberbank
Unsicherheiten unterstützen die Rentenmärkte
Die Wirtschaftsdynamik kühlt sich weltweit ab, US-Präsident Trump nimmt Europa ins Visier und dann ist da noch Italien. Zur Erinnerung: Im letzten Jahr stritt Italien wochenlang mit Brüssel über das eigene Haushaltsdefizit. Am Ende gab Rom nach und senkte die erwartete Neuverschuldung von 2,4 Prozent auf 2,04 Prozent. Doch nun, nur wenige Monate später, reduzierte Italien seine Wirtschaftsprognose von einem Prozent Wachstum für 2019 auf nur noch 0,2 Prozent und hob gleichzeitig die geplante Neuverschuldung auf den alten Wert von 2,4 Prozent an. Was für eine Provokation inmitten der Brexit-Diskussionen! Es wundert uns daher nicht, dass sichere Häfen wie deutsche Staatsanleihen gefragt bleiben. In dieses Bild passt nicht, dass in diesem Jahr riskantere Rentenanlagen wie Unternehmens- oder Schwellenländeranleihen ebenfalls Kursgewinne verzeichneten. Unternehmensanleihen niedriger Bonität profitierten von diesem Trend in besonderem Maße. Wir erwarten keine Rezession, allenfalls eine Abschwächung der Dynamik und finden die wirtschaftliche Situation der Schwellenländer und die fundamentale Lage der Unternehmen in Summe gut. Daher sehen wir die aktuellen Risikoaufschläge immer noch als attraktiv an, so dass wir diesen riskanteren Rentenanlagen den Vorzug geben. Aus unserer Sicht ist das Risiko bei als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen hoch, dass Renditeanstiege zu Kursverlusten führen. Zur Erinnerung: Die Rendite für Laufzeiten unterhalb von 10 Jahren ist negativ.
Aktien steigen inmitten einer Abkühlung der Weltwirtschaft
Eine der großen Fragen in diesem Jahr ist, warum die Aktienmärkte weltweit so stark steigen. Möglicherweise war die scharfe Korrektur im vierten Quartal des letzten Jahres völlig übertrieben und wurde nun wieder ausgeglichen. Auffällig ist, dass Technologieaktien eine große Rolle dabei spielten. Der US-Technologieindex NASDAQ fiel in diesem Zeitraum rund 20 Prozent. Seit Weihnachten dann die Gegenbewegung, die den Index auf das vorherige Rekordniveau zurückhievte. Gleichzeitig scheint sich die Weltwirtschaft abzukühlen, und die erwarteten Unternehmensgewinne gehen zurück. Aktuell sehen wir hingegen immer noch eine solide und robuste Wirtschaftsentwicklung sowohl in den USA und Europa, aber auch in den Schwellenländern. Und auch die Delle bei den Unternehmensgewinnen könnte ihren Boden gefunden haben, was die Aktienmärkte aktuell antizipieren. Aus unserer Sicht ist nun entscheidend, wie die Firmenlenker bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen den weiteren Jahresverlauf einschätzen. Themen wie der Handelskonflikt, der Brexit und das allgemeine Wirtschaftsumfeld spielen dabei die zentrale Rolle. Gut möglich, dass in der Rückschau die zurückliegende Phase als zwar starke, aber völlig normale Korrektur in einem langfristigen Aufwärtstrend bezeichnet werden wird.
Kommentar von Alexander Lukas, CFA Weberbank