Kapitalmärkte bevorzugt
03.11.2017
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Die deutschen Anleger präferieren zu 19 % Kapitalanlagen, zu 16 % den Erwerb von Luxusgütern, wollen zu 14 % Rücklagen für die Altersvorsorge bilden und zu 13 % Immobilien erwerben. 9 % setzen vor allem auf Spareinlagen, der niedrigste Wert aller untersuchten Länder - gemeinsam mit Dänemark. Deutschland nördlicher Nachbar bietet mit einem Leitzins von 0,05 % auch nur wenig Anreiz, sein Geld auf der Bank liegen zu lassen.
In den USA, Kanada, Brasilien und Chile bevorzugen die Anleger zu 19 % Kapitalanlagen, knapp vor Einlagen bei Banken (16 %). Hierbei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass in Brasilien der Leitzins mit 7,5 % verglichen mit Europa auf sehr hohem Niveau liegt und auch in Chile mit einem Leitzins von 2,5 % Bankeinlagen noch relativ attraktiv sind. Dennoch ist erstaunlich, dass in den beiden südamerikanischen Ländern eine stärkere Neigung zum Immobilienkauf besteht.
Enttäuschung vorprogrammiert?
Viele der befragten Anleger könnten in den nächsten Jahren bittere Enttäuschungen erfahren, denn die in der Umfrage genannten Renditeerwartungen könnten sich als zu hoch erweisen. So rechnen die Anleger weltweit damit, dass ihnen ihr Investment in den nächsten fünf Jahren jährlich einen Ertrag von 10,2 % einbringt. Jedoch hat der globale Aktienindex MSCI World Index in den letzten Jahren lediglich eine jährliche Rendite von 7,2 % erreicht. Besonders Anleger in Asien sowie auf dem amerikanischen Doppelkontinent könnte hier negativ überrascht werden, denn diese rechnen mit jeweils 11,7 % jährlicher Rendite in den nächsten fünf Jahren. Europäische Anleger schätzen mit einer Renditeerwartung von 8,7 % die Situation etwas realistischer ein.
Mit einer Renditeerwartung von 7,6 % sind die deutschen Investoren wohl insgesamt vor allzu großer Enttäuschung gefeit.
Mehr Investmentwissen bitte!
Als Grund für die zu hohen Renditeerwartungen machen die Autoren der Studie fehlendes Wissen verantwortlich. Dass dies offenbar auch den Investoren selbst bewusst ist, zeigt sich daran, dass 88 % der Befragten ihr Wissen rund um Investments erweitern wollen.
Welche Auswirkungen hat die Weltpolitik?
Die Befragten sind sich uneins darüber, welche Investmentstrategie angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage am besten ist. So gaben 59 % der Befragten an, dass sie aufgrund der aktuellen Weltpolitik nicht so hohe Anlagerisiken eingehen wollen. Jedoch sind 57 % der Meinung, dass gerade die aktuelle Situation Anlagechancen biete. 54 % ändern aufgrund der weltpolitischen Situation ihre Anlagestrategie nicht.
Die deutschen Investoren zeigen hier eine ähnliche Einstellung wie die Anleger in anderen Ländern: 60 % wollen keine höheren Risiken eingehen, 51 % sehen Anlagechancen und 49 % wollen ihre Strategie nicht ändern.
Achim Küssner, Geschäftsführer Schroder Investment Management GmbH, kommentiert die Umfrageergebnisse folgendermaßen: „Die für Deutschland ermittelten Ergebnisse zeigen, dass das Thema Kapitalanlage hierzulande noch zu oft stiefmütterlich behandelt wird. Dass nur 19 % der deutschen Befragungsteilnehmer einer Anlage an den Finanzmärkten die oberste Priorität einräumen, weist im Vergleich zu den globalen Werten – und insbesondere gegenüber einigen asiatischen Ländern – auf einen Nachholbedarf hin. Wir sehen es als eine wichtige Aufgabe an, Investoren mit den richtigen Informationen zu versorgen und ihnen Lösungsvorschläge anzubieten, die ihnen dabei helfen, ihre individuellen Anlageziele zu erreichen."
Sasha Miller, Head of Market Intelligence bei Schroders, ergänzt: „Dass für Anleger die Kapitalanlage Priorität hat, weist darauf hin, dass sie relativ zuversichtlich sind – vielleicht, weil wir uns im neunten Jahr einer Hausse befinden, oder wegen des langsamen, aber stabilen Weltwirtschaftswachstums. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass Investoren die geopolitischen Risiken nicht ausklammern. Interessanterweise stehen die Ergebnisse der Umfrage mit dem tatsächlichen Anlegerverhalten in diesem Jahr in Einklang, da Investmentfonds weltweit Mittel in Rekordhöhe zufließen dürften. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass die Anleger unrealistische Renditeerwartungen haben, weshalb manche von ihnen Enttäuschungen erleben oder ihre finanziellen Ziele zum Beispiel in Bezug auf die Altersvorsorge verfehlen könnten. Erfreulicherweise besteht jedoch großes Interesse, mehr über das Thema Kapitalanlage zu erfahren. Wir möchten Anleger ermuntern, mit einem Finanzberater zu sprechen, um ausgehend von ihren persönlichen Anlageerfordernissen zu planen." (ahu)