Kapitalanleger finanzieren Bauträger

13.03.2019

Marcus Kraft, Geschäftsführer aamundo Fund Management / Foto: © aamundo Fund Management

finanzwelt: Nochmal zurück, was haben wir denn eigentlich unter Mezzanine-Darlehen zu verstehen?

Kraft: Das ist weit weniger kompliziert als der Begriff suggeriert. Mezanine-Darlehen sind eigentlich nichts anderes als nachrangige Darlehen zur Projekt- oder Unternehmensfinanzierung. Diese Darlehen erhöhen gegenüber Banken ähnlich wie Eigenkapital das Haftkapital und stellen damit die Finanzierung von Unternehmen oder Projekten sicher. Aufgrund der Risikoeinordnung werden solche Darlehen deshalb deutlich höher, oft zweistellig, verzinst. Dabei ist das Risiko bei professioneller Analyse faktisch kaum höher als bei klassischen Krediten. Durch die Regulierung sind Banken sehr oft in ihrer Kreditvergabe eingeschränkt, ob-wohl das zu finanzierende Projekt nur mit geringen Risiken verbunden ist. Das ist unsere Chance. Kapitalgeber können mit spürbaren, durchaus auch zwei-stelligen Renditen rechnen.

finanzwelt: Warum sind Kreditnehmer bereit, für Mezzanine Darlehen zum Teil deutlich höhere Zinsen zu bezahlen als für Bankdarlehen?

Kraft: Wir erweitern mit Mezzanine-Darlehen das mögliche Projektvolumen und erhöhen den Spielraum für attraktive Projekte des Bauträgers. Damit generieren wir Wertschöpfung für den Darlehensnehmer. Gleichzeitig können wir Synergien durch unsere Schwestergesellschaften generieren. Wir können damit Finanzierungen durchführen, für die es oft gar keine Alternativen gibt. Dabei hätten die meisten Finanzierungen, die wir machen, vor wenigen Jahren noch Banken sehr gerne selber gemacht. Die sind heute aber durch die Regulatorik sehr stark eingeschränkt. Zudem befindet sich der Finanzierungsmarkt in einem Wandel. Non-Recourse-Finanzierungen ersetzen immer mehr die in Deutschland früher übliche, volle Haftung des Kreditnehmers. Das führte zu anderen Risikoeinschätzungen. Sogenannte Covenants setzen strikte Relationen, die der Kreditnehmer bei Bankfinanzierungen einzuhalten hat. Bei Covenant-Brüchen werden Automatismen in Kraft gesetzt, obwohl lediglich eine möglicherweise kurzfristige Planabweichung eingetreten ist. Hier können wir einspringen und Wertschöpfung generieren.

finanzwelt: Was haben Sie weiter vor? Werden Sie auch Publikumsfonds auflegen?

Kraft: Mein Herz hängt natürlich mit meinen Stationen als Geschäftsführer der BVT Holding und zuvor als Vorstand der ZBI AG auch an Publikumsfonds. Schon in den letzten Jahren lag aber mein Fokus weniger öffentlichkeitswirksam auf dem institutionellen Geschäft. Der Markt für Publikumsfonds hat sich in den letzten Jahren neu aufgestellt. Verwerfungen der Vergangenheit haben viele Vertriebskanäle austrocknen lassen. Der Bankenvertrieb sortiert sich neu. Viele Banken haben derzeit andere Probleme. Das Kapitalanlagegesetzbuch hat das Publikums-Fondsgeschäft auf eine neue Ebene gehoben. Die Umsetzung bei den Gesellschaften und im Markt bedarf jedoch noch weiterer Anpassungsjahre. Man soll nie „nie“ sagen, aber derzeit steht die Zielgruppe institutioneller Anleger im Vordergrund.

finanzwelt: Wie vertreiben Sie die Fonds? Sind auch Vertriebspartner involviert?

Kraft: Zurzeit erfolgt die Investorenansprache direkt. Wir freuen uns aber jederzeit über Kontakte von Vertriebspartnern und werden diese auch marktadäquat honorieren. Lediglich der formale Aufbau eines institutionalisierten freien Vertriebes ist derzeit nicht geplant.

finanzwelt: Lieber Herr Kraft, vielen Dank, wir wünschen Ihnen und deraamundo-Gruppe viel Erfolg. (fw)