"Kapital ist ein scheues Reh"

12.12.2023

Martin Baart ist CEO von ecoligo - Foto: © ecoligo

finanzwelt: Wann wäre Ihrer Erfahrung nach ein „Green-Flag-Status“ für Crowdinvesting-Anleger erreicht?

Baart: Eine Green Flag ist definitiv, wenn eine Plattform transparent damit umgeht, welche Projekte erfolgreich und welche gescheitert sind. Dass mal ein Projekt scheitern kann, ist die Natur der Sache. Wichtig ist, dass man dann wirklich Informationen dazu findet. Ein weiterer Punkt sind Bewertungen, wie etwa von Trustpilot. Es ist schon so, dass Leute, die aktiv ihr Kapital geben, auch detaillierte Bewertungen abgeben. Bei jedem Projekt muss man sich auch die Informationen genau anschauen, die die Plattform bereitstellt. Bei ecoligo wird die Wirtschaftlichkeitsberechnung komplett transparent dargestellt: Der Investor sieht also die Einnahmen, die das Solarprojekt erwirtschaftet und ob diese Einnahmen ausreichen, um Zins und Tilgung zu decken. Er kann also selbst abwägen, ob er dieser Berechnung vertraut.

finanzwelt: Ein weiteres, stets aktuelles Thema ist die Digitalisierung. Wie ist hier die Entwicklung bei ecoligo?

Baart: Digitalisierung war überhaupt erst der Schlüssel, der Crowdinvesting ermöglicht hat. Zahlreiche Investoren, die ebenso viele Zahlungen tätigen – da den Überblick zu behalten, wäre ohne die Digitalisierung ein immenser Aufwand. Entsprechend sind die Plattformen komplett digitalisiert: Der Investitionsprozess findet online statt.

finanzwelt: Beim Thema Verantwortung fällt auch das Stichwort „War for young Talents.“ Wie ist Ihr Unternehmen im Bereich der Nachwuchsförderung aufgestellt?

Baart: Wir sind eine Impact Driven Company. Natürlich haben wir als Unternehmen auch großes Interesse an Bewerbern. Wir sehen vor allem bei jungen Menschen den Drang, aktiv etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Wir sehen aber auch, dass wir um Bewerber buhlen müssen, indem wir gute ‚Packages‘ aus Gehalt, Urlaubstagen und Verantwortung und Freiraum schnüren. Unser Vorteil ist aber definitiv, dass wir Impact als Thema haben.

finanzwelt: Apropos Verantwortung: Wie „grün“ agiert ecoligo denn in Deutschland?

Baart: Wir leben das natürlich durch die Bank: Papierloses Büro, Kompensation unseres gesamten CO2-Footprints oder Vermeidung von Geschäftsreisen, und wenn, dann nur mit der Bahn innerhalb Europas. Oder ganz banale Dinge, wie veganes Catering. Es ist nicht so, dass ich das als Chef vorgebe. Es kommt vom Team selbst und jeder und jede hat die Möglichkeit, seine und ihre Ideen einzubringen. Für Kunden legen wir Wert auf eine ESG Due Diligence. Wir lehnen beispielsweise auch Kunden ab, wenn diese nicht unsere Erwartungshaltung erfüllen.

finanzwelt: Beschäftigen Sie sich auch mit dem Thema Künstliche Intelligenz? Kann KI bei der Kunden-Kommunikation hilfreich sein?

Baart: Wir schauen uns das Thema KI natürlich an. Wir sind allerdings ein bisschen vorsichtig. Gerade wenn es um das Kapital geht – Kapital ist ein scheues Reh – muss man genau darüber nachdenken, ob und wie man KI sinnvoll einsetzen kann. Wir können uns Fälle vorstellen, in denen wir Kunden ein KI-Tool bereitstellen, das ihre finanzielle Situation erfasst und ihnen dabei hilft, zu erkennen, wo ihre Investition den größtmöglichen Impact hat. Der großen Skepsis vor KI im Allgemeinen sind wir uns aber auch bewusst. (ml)