„Jedes Ding hat zwei Seiten“
03.03.2020
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Branche ist nicht gleich Branche
Dennoch lohnt der Blick auf die Biotechnologie-Branche, die mittel- und langfristig stets unter den Top Drei zu finden ist. Die Ratingagentur Morningstar hatte jüngst sogar ermittelt, dass im vergangenen Jahrzehnt (2010-2019) entsprechende Biotechnologiefonds mit kumulierten Durchschnittserträgen von knapp 300 % eindeutig das Feld anführen. Zurückzuführen ist das natürlich darauf, dass diese Fonds einen zusätzlichen regionalen Fokus auf den US-Markt haben, der in den zurückliegenden Jahren außerordentlich gut gelaufen ist. „Der Gesundheitssektor im Speziellen hängt in erster Linie jedoch von seiner Innovationsstärke ab und ist daher relativ defensiv, wobei der Innovationsaspekt die individuelle Titelauswahl noch wichtiger macht. Da die medizinische Notwendigkeit einer Behandlung von Patienten immer vorhanden ist, ist die Branche mit makroökonomischen Entwicklungen, dem Dollar oder Zinsentscheidungen recht wenig korreliert. Ein gutes Medikament wird immer seine Marktzulassung und Kostenerstattungen bekommen“, bringt es Rudi Van Den Eynde, Fondsmanager und Head of Thematic Global Equity bei Candriam auf den Punkt. Dem stimmt Fondsmanager Harald Kober von der Erste Asset Management zu und ergänzt, dass insbesondere die Gen- und Zelltherapie in letzter Zeit immer mehr in den Fokus gerückt sei, da diese Therapieansätze für einige Krankheiten sehr vielversprechend sind. „Die Gentherapie steckt aber noch in den Anfängen und wird uns sicher noch länger begleiten“, so Kober. Trotz dieser nach vollziehbaren positiven Argumente für ein entsprechendes Investment sei auch bemerkt, dass viele Biotech-Aktien in der Regel deutlich schwankungsbreiter sind als die meisten anderen Branchen. Das wird auch am Kursverlauf des US-amerikanischen Nasdaq Biotech, der insbesondere in den vergangenen zwei/drei Jahren eher seitwärts lief. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Experten auch bis in den Herbst 2019 der Meinung waren, dass Biotech-Aktien tendenziell unterbewertet seien. Dieses Momentum scheint sich gedreht zu haben. Die Biotech-Hausse hat im letzten Quartal 2019 eindeutig an Fahrt aufgenommen. Das bescheinigt auch Candriam-Experte Van Den Eynde und verweist in diesem Kontext auf die Vielzahl an Innovationen und zahlreichen Arzneimittelzulassungen (Zulassung von 48 Arzneimitteln durch die FDA im Jahr 2019 bei Biologika, Zelltherapien und kleinen Molekülen), und der vergleichsweise starke Fusionsaktivität in diesem Sektor. Mit dem Candriam Equities Biotechnology (Auflegung im Jahr 2000) und dem MEDICAL BioHealth haben Sie zwei Fonds an der Hand, die auch über lange Sicht performancemäßig überzeugen konnten und sehr oft weit oben im jeweiligen Sektoren-Ranking stehen.
Fernab des positiven Auftriebs bei Biotech-Unternehmen stellen Sie sich bestimmt die Frage, wie es grundsätzlich mit konzentrierten Brancheninvestments beim Thema Finanzdienstleistungen aussieht. Eines ist sicher – die Branche hat weiterhin an verschiedenen Fronten zu kämpfen. Viele Institute sehen sich gewaltigen Herausforderungen gegenüber. 2020 ist es die Umsetzung von Basel IV, die ganz oben auf der europäischen Agenda für die Finanzbranche steht. „Der Schlüssel liegt in Brüssel“, lautete es auf dem kürzlich stattgefundenen Jahresempfang des Bundesverbands deutscher Banken. Konsens besteht weitgehend dahingehend, dass Finanzwerte derzeit grundsätzlich in den USA attraktiver als in Europa sind. Das liegt zum einen am höheren Zinsniveau, zum anderen am überzeugenderen US-Konjunkturtrend gegenüber Europa und nicht zuletzt an der Stabilität der Banken. Torsten Reidel, CEO und CIO bei Grüner Fisher Investments Deutschland, sieht es etwas differenzierter und kommentiert: „Die Stimmung für den Finanzsektor bleibt weiterhin sehr verhalten. Im direkten Vergleich zu ihren US-Pendants sind europäische Banken unterbewertet, profitieren aber ebenso von einer verbesserten Kreditqualität und soliden Kapitalpuffern.“ (hsd)
Fazit
Branchenfonds können in einem breit diversifizierten Portfolio eine sinnvolle Ergänzung sein. Insbesondere im Bereich der Biotechnologie hat es jüngst einen Turnaround gegeben und die Chancen auf weiter steigende Kurse sind vorhanden. Allerdings sind die Ausschläge oftmals höher als in anderen Sektoren. Bei den Banken lohnt ein dezidierter Blick. So sind französische und US-amerikanische Institute den deutschen Wettbewerbern deutlich überlegen.