Jeder Fünfte hat mehr Sorgen um Geld als um Gesundheit

19.02.2021

Foto: © Fokussiert - stock.adobe.com

Ungleichheit wird zementiert

Krisen treffen vor allem die Schwächsten. Das lässt sich auch bei Corona beobachten, wo sich sehr unterschiedliche Unterschiede zwischen den Ländern bezüglich der finanziellen Sorgen zu beobachten sind. So gaben in der Türkei und Rumänien rund die Hälfte der Befragten an, dass sie durch die Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Somit ziehen diese beiden wirtschaftlich schwächeren Länder den europäischen Durchschnitt nach oben, der bei knapp 30 % liegt. Unterhalb des Durchschnitts liegt das von der Pandemie sehr hart getroffene Großbritannien, wo ca. ein Viertel der Befragten aufgrund der Krise finanzielle Probleme haben. In Deutschland liegt der Anteil der Befragten mit coronabedingten wirtschaftlichen Probleme bei ca. 20 %, deutlich weniger sind es nur in den Niederlanden und in Luxemburg. Dass die Pandemie die Schere zwischen wirtschaftlich schwächeren und stärkeren Ländern weiter aufgehen lässt, wird auch beim Blick auf die Erwartungen an die Zukunft deutlich: So erwarten vor allem im Süden und Osten Europas die Verbraucher finanzielle Probleme. Optimistischen blickten zum Umfragezeitpunkt im Dezember noch die deutschen und spanischen Befragten in die Zukunft.

In Ländern, in denen die Umfrageteilnehmer besonders häufig finanzielle Schwierigkeit aufgrund von Corona hatten oder erwarten, stehen auch bestimmte Verhaltensweisen zum Umgang mit den finanziellen Krisenfolgen besonders hoch im Kurs. So gaben in diesen Ländern zwei Drittel der Befragten an, dass sie ihre Ausgaben bewusst eingeschränkt hätten, weitere 14 % würden es tun, können es aber nicht. In Deutschland hat nur etwa die Hälfte der Befragten, die sich einschränken oder es zumindest wollen, in den Niederlanden liegt dieser Wert sogar noch etwas niedriger.

Wenn es um zusätzliches Ansparen von Geld geht, um für die Auswirkungen der Krise vorzusorgen, zeigt sich ein ähnliches und doch völlig anderes Bild. So sind es in den Ländern, in denen die Befragten finanzielle Folgen der Krise spüren, um die 80 % und teilweise sogar mehr, die mehr Geld ansparen oder das zumindest gerne tun würden. Während die Strategie des Ausgabenkürzens von einer sehr deutlichen Mehrheit auch tatsächlich praktiziert wird, bleibt das Beiseitelegen zusätzlicher Ersparnisse denen vorbehalten, die das auch können – und dieser Anteil macht hier weniger als die Hälfte aus. Wie schon beim Kürzen der Ausgaben liegt Deutschland auch beim zusätzlichen Sparen bei rund 55 % die es tun oder gerne tun würden – aber auch hierzulande bleibt es für eine Mehrheit leider beim „würden“.

Wenn trotz massiver Sparanstrengungen das Geld weiterhin nicht ausreicht, um etwas auf die hohe Kante zu legen, könnte es sein, dass sich viele Verbraucher zusätzliche Liquidität besorgen müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Das zeigt sich besonders in den wirtschaftlich schwächeren Ländern: So gaben von den türkischen und rumänischen Befragten ca. ein Drittel an, dass sie zur Bewältigung der Krise Schulden machen oder dies tun würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Ganz anders die Situation hingegen in Spanien, Italien und Polen, wo der Anteil der Befragten, die sich aufgrund der Krise verschulden oder dies tun würde, unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Besonders in Italien und Spanien ist der Anteil der Befragten hoch, die dafür keine Notwendigkeit sehen. Offenbar können diese zwar die zusätzliche Liquidität durchaus gebrauchen, schrecken aber vor der Aufnahme von Schulden zurück. Von den deutschen Befragten haben aufgrund der Krise bislang knapp 7 % Schulden aufgenommen, weitere 12 % würden diese Option nutzen, wenn sie könnten. Mit kumuliert 19 % liegt damit der Anteil der (potenziellen) Schuldenaufnehmer in Höhe des europäischen Durchschnitts. (ahu)