Ist Corona der black swan ?

02.03.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Der Virus hat jetzt die Börse erreicht. Diese hat ja auch warnende Stimmen lange genug ignoriert und sogar neue Höchstkurse erzielt. Der Hinweis, Höchstkurse zu Anpassungen beim Aktienanteil zu nutzen, kam gerade noch rechtzeitig. Auch meine gebetsartigen Hinweise, den Edelmetallanteil auf 20 Prozent zu erhöhen, tragen aktuell Früchte. Mein erstes Kursziel von 1.700 Dollar ist erreicht. Dieses hatte ich bei 1.350 Dollar pro Unze Gold genannt. War doch keine Verschwörungstheorie.

Ich habe schon wiederholt über denkbare „black swans“ berichtet. Vom Rentenmarkt über Währungen bis hin zu den Staatsschulden. Ein chinesischer Virus war noch nie Thema. Er wäre eben ein black swan, den keiner auf dem Radar hatte. Umso wirksamer wird er sein, wenn die Welt ihn nicht in den Griff bekommt. Dann waren die letzten beiden Wochen nur der Anfang der Korrektur. Denn die gesamte Aktien-Welt ist ja „long“. Wehe den Aktienmärkten, wenn bei den Anlegern die Corona-Angst ausbricht. Im September 2019 schreib ich: „Keiner glaubt an einen DAX unter 8.000“.

Wie man hört, stehen den Firmen mit großem China-Anteil die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht nur, dass die dortigen Absatzmärkte einbrechen, auch die Zulieferungen für unsere Industrie stocken. Wie sollen Schuhe produziert werden, wenn kein Leder mehr geliefert wird? In einer globalen Welt sind unterbrochene Lieferketten ein Horror. Zumal Lagerhaltungen aus Kostengründen weitest gehend abgeschafft wurden. Die aktuellen Meldungen wie „Corona erreicht Europa“ oder „Corona wirkt auf US-Wirtschaft“ schüren genauso die Nervosität der Anleger wie die Hinweise „japanische Wirtschaft schrumpft“, „IWF senkt Prognose“ oder „OECD warnt vor Risiken der Staatsschulden“. In der BRD war der ZEW-Index bei 8,7 statt erwarteter 20,0. In USA lag der Einkaufsmanager-Index bei 49,4 (Dienstleistung) bzw. 50,8 (verarbeitendes Gewerbe) statt erhofften 53,5 bzw. 51,5. Die nächsten Zahlen dürften wahrscheinlich schlechter ausfallen.

Sollte sich das Virus länger halten oder sogar schneller verbreiten als derzeit geglaubt wird (die Hektik des Handelns und die Beschwichtigungen der Politik lassen es befürchten), werden die Probleme, die wir uns selbst geschaffen haben, deutlich zu Tage treten. Die weltweite Verschuldung könnte zum Bumerang werden. Besonders dann, wenn die Rentenmärkte in einem negativen Umfeld keine Null-Zinsen mehr akzeptieren. Steigende Zinsen würden dazu führen, dass die Staatsschulden noch stärker ansteigen und überschuldete Zombie-Unternehmen die Pleite nicht mehr verhindern können. Große Verluste am Rentenmarkt, dem Aktienmarkt, aber auch bei den Immobilien wären die Folge. Spekulationen über Bankenkrise kämen wieder in den Fokus.

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