"Investitionsländer, die eine sichere rechtliche und wirtschaftliche Basis liefern"

09.04.2024

Christian Hamann und Thorsten Eitle. Foto: hep global

finanzwelt: Der Fonds verfügt über zwei Hebel. Zum einen 25 % Fremdkapital und ca. 30 % staatliche Förderung auf die Investitionskosten. Wie funktioniert diese Förderung?

Eitle: Kanada fördert den Ausbau der Erneuerbaren Energien über Steuergutschriften, sogenannte Tax Credits. Diese bekommt man auf ca. 30 % der Investitionssumme und führt zu einem Renditevorteil von knapp 4 %. Wir bekommen einen Zuschuss, der ist zinsfrei und muss nur über die Steuerschuld zurückgezahlt werden. Das kann man sich in etwa so vorstellen wie die Förderdarlehen im sozialen Wohnungsbau, die von einigen Investitionsbanken in Deutschland zur Verfügung gestellt werden.

finanzwelt: Außerdem profitiert der Investor voraussichtlich über eine deutliche höhere CO2-Zertifizierung als in Europa üblich. Was macht das aus?

Hamann: On top gibt es die verpflichtenden CO2-Zertifikate. Wenn ich heute baue, bekomme ich anhand eines bestimmten Faktors CO2-Zertifikate, welche ich dann am Markt verkaufen kann. Dies kann aktuell bis zu einem Drittel der Erträge ausmachen, wird aber über die Laufzeit sukzessive weniger. Die Ratio dahinter ist, dass man den Ausbau der Erneuerbaren incentivieren möchte.

Wer also heute investiert, bekommt voraussichtlich höhere Erträge aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten als jemand, der in ein paar Jahren investiert, wenn man den Ausbauzielen nähergekommen ist. Für die Betreiber von PV- und Windparks hat dies den Vorteil, dass man nicht nur Einnahmen aus der Vermarktung des Stroms hat, sondern auch aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten. Das kann Projekte resilienter machen und erlaubt auch andere Wege bei der Stromvermarktung.

finanzwelt: Ab welcher Höhe können Investoren sich beteiligen?

Eitle: Eine Beteiligung ist ab 200.000 Euro für professionelle und semiprofessionelle Anleger möglich.

finanzwelt: Mit welcher Renditeerwartung gehen Sie an den Start?

Hamann: Die prognostizierte Rendite beträgt im base Case 8,9 %. Der Fonds strebt eine Rendite zwischen 8,0 und 11,0 % an. Die Rendite ist abhängig von verschiedenen Einschlussfaktoren, die wir ausführlich in den zugehörigen Verkaufsunterlagen darstellen.

finanzwelt: Sehen Sie ein Investment außerhalb der Euro-Zone in kanadischen Dollars als ein Währungs-Risiko oder nicht viel mehr als ein stabilisierendes Diversifikationsinstrument?

Eitle: Ganz klar als stabilisierendes Diversifikationsinstrument. Auf der einen Seite bestehen Währungsisiken, auf der anderen aber auch Währungschancen. Die Vorteile eines Investments in Kanada liegen klar auf der Hand. Kanada ist nicht nur für viele ein Traumreiseziel, sondern auch eines der letzten politisch und rechtlich stabilsten Länder dieser Welt. Die Unabhängigkeit Kanadas fußt auf seinem Rohstoffreichtum. Gemessen am Wert seiner Rohstoffe belegt Kanada aktuell Platz 4 weltweit. Das ist auch der Grund, warum der kanadische Dollar bei vielen Notenbanken als Reservewährung sehr geschätzt wird. Anleger sind grundsätzlich immer gut beraten, ihre Anlage auch geografisch zu diversifizieren. Aber gerade im gegenwärtigen geopolitischen Umfeld mit dem Krieg in der Ukraine, dem Konflikt zwischen Israel und Palästina und dem schwelenden Konflikt in Taiwan macht es mehr denn je Sinn, die Augen nicht vor der unangenehmen Wahrheit zu verschließen, sondern diese auch bei seiner Anlageentscheidung zu berücksichtigen.

finanzwelt: Der Standort der 124-Megawatt-Anlage liegt ungefähr auf demselben Breitengrad wie Leipzig, bietet aber solare und klimatische Vorteile. Welche sind das?

Hamann: Anders als im Rest von Kanada kann Alberta nicht auf Wasserkraftwerke zurückgreifen, dafür machen die gute Flächenverfügbarkeit, die kühlen Temperaturen sowie die hohe solare Sonneneinstrahlung, mit ungefähr dem 1,5-fachen von Leipzig, Alberta zu einem idealen Standort für Solarparks. Im Vergleich zu Deutschland hat der Standort Alberta eine um etwa 60 % höhere Sonneneinstrahlung, welche auch Auswirkungen auf die Rentabilität hat. Obwohl auf einem vergleichbaren Breitengrad, ist aufgrund der Höhe (viele Teile Albertas liegen etwa 1000 m über NN) die Einstrahlung vorteilhafter.

Zudem haben wir in Alberta ganzjährig sehr kühle Temperaturen. Diese führen dazu, dass die PV-Module sehr effizient arbeiten. Die Herausforderung in wärmeren Gefilden ist nämlich die Tatsache, dass die erzeugte Menge an Strom bei einer Erwärmung der Module abnimmt. Das ist beispielsweise in Texas eine Herausforderung, die berücksichtigt werden muss. (lvs)