Investieren in die Kreislaufwirtschaft
08.07.2020
Giorgio Karhausen, CEO von JC ECOMET / Foto: © JC ECOMET
Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Nachhaltigkeit. Daher wächst auch das Interesse an industriellen Lösungen, um Klima- und Umweltschutz voranzubringen. Ein Beispiel dafür ist die Kreislaufwirtschaft, die für Müllvermeidung und Ressourcenschonung steht. Investoren können davon langfristig profitieren.
Der aktuelle wirtschaftspolitisch-gesellschaftliche Diskurs wird vor allem von einem Thema getrieben. Der Klimawandel gilt als das herausragende Thema des 21. Jahrhunderts und hat vielfältige Auswirkungen auf Ökologie, Ökonomie und das allgemeine Zusammenleben. Die durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind Hauptursache für den deutlichen und rasanten Temperaturanstieg. Bereits jetzt sind die Folgen in allen Teilen der Welt deutlich spürbar – Tendenz steigend. Für die Volkswirtschaften und Gesellschaften sind demnach schwerwiegende Folgen zu erwarten, sollte die globale Erwärmung nicht zügig reguliert werden können.
Um die Treibhausgasemissionen deutlich zu senken und den Klimawandel aufzuhalten, müssen vielfältige Maßnahmen ergriffen werden. Ein Aspekt, der sowohl ökologisch als auch ökonomisch hochinteressant erscheint, ist die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Die Circular Economy beschreibt den Ansatz, einen vollständigen Kreislauf von Produkten und Ressourcen zu schaffen, der den Anspruch verfolgt, keine Rohstoff-, Nährstoff- und Wertverluste zuzulassen. Besonders im Fokus stehen in Industrienationen die Gewinnung und Sicherung von Ressourcen aus nicht mehr benötigten Produkten. Zentraler Bestandteil der Circular Economy ist daher das wirkliche Recycling von Abfällen beziehungsweise ausgetauschten Geräten.
Metall- und Elektroschrott mit wichtigen Inhaltsstoffen
Ein Beispiel dafür ist das Recycling von Metall-, Elektro- und Elektronikschrott. Wie wichtig dies ist, zeigt der Blick auf die Zahlen. Aktuell entstehen pro Kopf und Jahr in Europa 16 Kilogramm Elektroschrott. Das ergibt zusammen mehr als zehn Millionen Tonnen pro Jahr, die im Kreislauf zu einem großen Teil wiederverwendet werden können. Und über alle industriellen Anwendungsbereiche hinweg steigt der Bedarf an hochwertigen Metalllegierungen, gerade innovative Sparten wie der Maschinenbau, IT und die Elektromobilität verlangen nach immer leichteren, stabileren und besser leitenden Stoffen. Ebenso steigt der Bedarf an den sogenannten Seltenen Erden, die eben selten sind und anstatt sie vom Quasi-Monopolisten China zu beziehen, auch aus Elektroschrott gewonnen werden könnten. Daher ist der Kosten-Nutzeneffekt in einem Kreislaufsystem schnell klar: Abfall wird zu dringend benötigten und begehrten Produkten weiterverarbeitet, also zu Rohstoff. Und diese Wiederverfügbarkeit ist ein wichtiger Punkt, denn in Metall-, Elektro- und Elektronikschrott sind zahlreiche Stoffe vorhanden, die eben für die industrielle Produktion äußerst begehrt sind.
Daher sollte das effiziente Recycling von metallhaltigen Produkten in den Fokus gestellt werden. Metalle und Seltene Erden stehen in der heutigen Zeit in Form von Elektroschrott (wie Smartphones), Verpackungsmüll (wie Espressokapseln) oder Auto-Bestandteilen (wie Katalysatoren und Batterien) in wesentlich höheren Mengen zur Verfügung als noch vor wenigen Jahren. Die natürlichen Ressourcen sind bekanntermaßen endlich, geopolitisch einseitig verteilt und daher nicht alleine geeignet, die zukünftige, stabile Versorgung mit Primärrohstoffen zu gewährleisten.
Wie die Kreislaufwirtschaft konkret funktioniert, lesen Sie auf Seite 2