Inflation – die unterschätzte Gefahr
06.07.2020
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Leser meiner Kolumnen wissen, dass ich seit 2016 Gold als Vermögensversicherung empfehle.
Die Überschuldung etlicher Staaten, Unternehmen und Privaten weltweit ist das Hauptargument. Diese Schuldenorgie ist nur mit der massiven Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken finanzierbar. Mit dem Druck auf die Zinsen in Richtung Null oder sogar ins Minus soll die Wirtschaft auf Höchstniveau gehalten werden. Es ist unbestritten, dass niedere Zinsen die Wirtschaft positiv beeinflussen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, da niedere oder fallende Zinsen kaum noch Wirkung haben. Die Pandemie könnte aktuell der Auslöser sein. Die weltweit hohen Schulden (über 450 Billionen) machen die Bekämpfung einer in Zukunft auftretende Inflationsbeschleunigung durch Zinserhöhungen unmöglich.
Erfahrungen der Wirtschaft aus der Corona-Krise könnten dazu führen, dass die Vorratshaltung an Bedeutung gewinnt, und dass gewisse Vorprodukte wieder im Inland produziert werden sollen. So werden die Lieferketten zwar kürzer und verlässlicher, aber auch teurer. Diese werden dann sicherlich an den Verbraucher weitergegeben. Besonders bei Lebensmittelpreisen sind die Käufer recht empfindlich. Besonders negativ betroffen würden vor allem Staaten sein, deren BIP im hohen Maße vom Konsum abhängig ist (zum Beispiel USA ca. 70 Prozent).
Nun ist derzeit die Wahrscheinlich groß, dass die Corona-Krise zunächst eher deflationäre Preistendenzen auslöst. Wenn der Konsum langsam wieder anläuft (wahrscheinlichstes Szenario), dürften die Anbieter mit „Sonderangeboten“ versuchen, ihre Produkte in einem kleiner gewordenen Markt „an den Mann“ zu bringen. Auch die Senkung der Mehrwertsteuer wird einen Beitrag leisten. Doch schon heute veröffentlichen etliche Unternehmen (Banken, Autoindustrie, Lufthansa, Airbus, Kaufhof/Karstadt usw.), dass sie Arbeitsplätze abbauen und gleichzeitig die Kapazitäten reduzieren werden. Die in Aussicht gestellten Preisnachlässe haben allerdings auch etliche Nachteile zur Folge. Die Unternehmen verkaufen weniger Waren zu billigeren Preisen. Beides wird die Gewinnsituation verschlechtern. Für den Staat bedeutet dies, dass er weniger Steuereinnahmen haben wird. Der Finanzierungsbedarf steigt. Der Konsument wird nicht nur mit dem Ausfall von Gehaltserhöhungen konfrontiert, sondern auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen.
Welche weiteren Auswirkungen die aktuelle Krise haben dürfte, lesen Sie auf Seite 2