Ich lach mich tot …

04.01.2021

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

… höre ich meinen Lieblingsaußerirdischen Alf sagen, wenn ich manche Artikel über Gold lese. Nach der Fehldiagnose „Kaufen Sie kein Gold, es zahlt keine Zinsen“, lese ich jetzt „Es kommt ein Impfstoff, verkaufen Sie Gold“. Als hätten die Investoren, die spätestens seit 2016 Gold kaufen, gewusst, dass 2020 ein Virus kommt.

Die Pandemie hat durchaus den Aufwärtstrend verstärkt und der Impfstoff könnte die aktuelle Konsolidierung verlängern, aber die Kaufargumente für Gold bleiben die gleichen wie vor Corona. Im Gegenteil: Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus haben die Begründungen für den Kauf von Edelmetallen sogar noch verstärkt. Es macht daher durchaus Sinn, bis zu 20 Prozent des Vermögens in Gold und Silber zu investieren. Diese Strategie sollte als Versicherung des Gesamtvermögens angesehen werden. Viele Privatanleger haben (noch) kein Gold, obwohl das Edelmetall den höchsten Jahresschluss-Kurs der Geschichte ausweist.

Ein Hauptargument für den Erwerb von Edelmetallen ist die Tatsache, dass die globale Verschuldung Rekordhöhen erreicht hat. Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung haben die westlichen Industrieländer die höchste Verschuldung seit dem 2. Weltkrieg erreicht, die Schwellenländer sogar ein „All time high“. Die Bedienung ihrer Verbindlichkeiten wird den Schwellenländern dadurch erschwert, dass ein Großteil der Kredite in US-Dollar und Euro aufgenommen wurden und die eigene Währung inzwischen zur Schwäche neigt.

Der IIF (ein Verband der Finanzindustrie) hat eine Schuldenquote von 365 Prozent des Welt-BIP errechnet. Der UBS-Chef Axel Weber (früher Dt. Bundesbank) warnt vor einem denkbaren „Schulden-Tsunami“, die Chefökologin  der Weltbank, Carmen Reinhart, vor einer Kreditklemme und BaFin-Chef Felix Hufeld vor einer Bankenkrise. Prof. Sinn spricht sogar vom ausgehebelten System. Kritisch gesehen wird nicht nur die Höhe des Schuldenbergs, sondern auch seine Wachstumsdynamik. Es  muss ja nicht so kommen, aber für den Anleger sind das ernst zu nehmende Warnungen.

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