Heute das A und O
20.04.2021
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Vor Jahren wurde das Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft als „nice to have“ angesehen. Mittlerweile geht ohne dies nichts mehr – das gilt besonders bei den Lebensversicherungen. Die Kunden fragen danach und erwarten von ihren Maklern schlüssige Antworten. Nicht alle Policen-Anbieter sind dafür ausreichend gewappnet. Eine aktuelle Studie erkennt Verbesserungsbedarf.
Versicherungskunden messen dem Thema Nachhaltigkeit eine große Bedeutung zu. Dies konnte Assekurata in den vergangenen Wochen anhand einer umfangreichen Befragung aufzeigen. Demnach überwiegt der Anteil der Kunden, denen die Nachhaltigkeit von Versicherungen wichtig oder sehr wichtig ist. Kein Wunder also, dass die Versicherer vermehrt die eigenen Leistungen bezüglich Nachhaltigkeit nach außen tragen. Beispielsweise haben im vergangenen Jahr bereits 40 Gesellschaften einen eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht online veröffentlicht. Weitere Unternehmen nutzen ihre Geschäftsberichte oder gesonderte Veröffentlichungen zur Klimaberichterstattung, um verschiedene Aspekte ihrer Nachhaltigkeit offenzulegen. Zudem werden zunehmend Versicherungsprodukte insbesondere in der Lebensversicherung mit Nachhaltigkeitskriterien beworben. Doch wie wirken diese Bemühungen der Unternehmen auf die Kunden?
Vertrauen sie den Ausführungen oder sehen sie diese – Stichwort Greenwashing – eher als Marketinginstrument, das vorwiegend dazu dient, den Unternehmen ein nachhaltiges Image zu verpassen? In Sachen Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen vergeben die Kunden ihren Versicherern bei Assekurata Noten zwischen 3,3 und 2,5, was im Mittel über alle Unternehmen in einer 2,9 resultiert. Wie skeptisch die Kunden den Anstrengungen der Versicherer gegenüberstehen, zeigt eine nähere Betrachtung der Antwortverteilungen: Von den 25 zur Beurteilung vorgegebenen Unternehmen erreichen gerade einmal sechs Gesellschaften Bewertungen, bei denen die Top-Boxen über den Bottom-Boxen liegen. Einschränkend muss hier laut Assekurata erwähnt werden, dass die Bewertungsergebnisse der einzelnen Versicherer auf unterschiedlichen Fallzahlen mit zum Teil vergleichsweise kleinen Grundgesamtheiten basieren. Auffallend ist allerdings auch, dass unternehmensübergreifend ein großer Anteil der Kunden zur mittleren Antwortkategorie „teils-teils“ tendiert. Sie haben oder konnten sich also noch kein klares Meinungsbild zu diesem Thema bilden. Eine Erklärung hierfür ist sicherlich der Umstand, dass das Thema Nachhaltigkeit sehr facettenreich ist. Dementsprechend selektiv lesen sich auch die Nachhaltigkeitsberichte der Versicherer – je nachdem, welchen Schwerpunkt das Unternehmen setzt. Während manche Versicherer beispielsweise die Kapitalanlagerichtlinien unter den Environmental-Social-Governance (ESG)-Gesichtspunkten in den Vordergrund stellen, berichten andere ausführlich über das interne Umweltmanagementsystem oder ihre Maßnahmen zur Mitarbeiterorientierung. Für Verbraucher ist es daher schwer, sich anhand der dargestellten Informationen ein klares oder gar umfassendes Bild zur Nachhaltigkeit des jeweiligen Unternehmens zu bilden, geschweige denn einen Abgleich zur Branche vorzunehmen. Unterstützung und Transparenz könnten hier unabhängige Dritte liefern. Im März ist die Offenlegungsverordnung der EU für mehr Transparenz bei nachhaltigen Geldanlagen in Kraft getreten. Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater müssen von nun an schrittweise nachhaltigkeitsbezogene Informationen auf ihrer Internetseite, in vorvertraglichen Dokumenten und ab 2022 auch in regelmäßigen Berichten offenlegen. Ab dem kommenden Jahr werden Vermittler dann auch durch die IDD und die MiFID verpflichtet, die Wünsche und Anforderungen der Kunden bezüglich Nachhaltigkeit im Beratungsgespräch konkret zu erfragen.
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