Heiße Sohlen

11.01.2023

York Irmer, Leiter Digital Management/ Partner, Allington Investors AG / Foto: © Allington

Wie sich der Sneakermarkt weiterentwickelt, ist ungewiss. Es gibt ihn einerseits schon seit einiger Zeit, was ein gutes Zeichen ist. Die Community der Sammler ist groß und stabil. Aber werden Sneakerheads in Zeiten, wo ihre Gas- und Stromrechnungen immer teurer werden, die Zinsen auf ihre Hypothek steigen und die Inflation ihren Lebensunterhalt verteuert, weiterhin Höchstpreise zahlen? Es ist zu bezweifeln. Und so droht auch dem Markt für Sneaker eine Abkühlung nach dem Hype der letzten Jahre.

Turnschuhe im Portfolio

Aus Sicht der Portfoliodiversifikation bieten Sneaker Vor- und Nachteile. Die Korrelation, also die parallele Entwicklung zwischen Sneakerpreisen und der Börse dürfte gering sein, was für Sneaker spricht. Ein wahrer Sammler wird seine Schuhe nicht verkaufen, weil es an der Börse gerade nicht läuft – aber er wird vielleicht keine neuen Schuhe mehr zukaufen. Das könnte den Trend steigender Preise zum Stocken bringen. Der An- oder Verkauf größerer Mengen an Schuhen ist mit deutlich mehr Transaktionskosten als etwa am Kapitalmarkt belastet, da die Ware nicht einheitlich ist und ihre Qualität und damit der Preis variieren kann. Während am Kapitalmarkt sichergestellt ist, dass Angebot und Nachfrage weltweit über den Preis zusammenfinden, stehen dem Sneakerhändler nur diverse kleinere, oft nationale Onlinebörsen zur Verfügung, über die Schuhe gehandelt werden können. Ob der Sammler aus Tokyo, der Deine Schuhe dringend kaufen möchte, diese auch findet, ist damit nicht immer gewährleistet.

Die Faszination für Sneakers als Investition kommt aus den steilen Preisentwicklungen, die man in der Vergangenheit beobachten konnte. Das Schwanken der Preise von Sneakers dürfte höher als bei Aktien sein. Damit steigen die Chancen, aber auch das Risiko für Erfolg oder Niederlage. Wer investiert, sollte das beachten.

Alternativen zum direkten Investment

Wer sich nicht selbst die Investition in Sneaker zutraut oder den Platz für die Schuhkartons nicht vorhalten möchte, könnte versuchen, indirekt zu investieren – grundsätzlich eine gute Idee. Es gibt einige Plattformen, auf denen Sneakerheads ihren Interessen nachgehen können, etwa Stockx, Afew-Store, The Archivist Store, Sneakersnstuff und viele mehr. Da die dahinterstehenden Unternehmen nicht an der Börse gelistet sind, ist es für den Normalanleger nicht möglich, darin zu investieren. Zudem werden über Sneaker hinaus auf den genannten Plattformen weitere Sammelobjekte gehandelt, sodass die Investition nicht „trennscharf“ nur in Sneakers erfolgen würde.

Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, direkt die Aktien von Adidas, Nike oder Puma zu kaufen. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des jeweiligen Aktienkurses und dem Wert von Sneakers so gering, dass sich nur dafür eine Investition in die Aktien nicht anbietet.

Mit anderen Worten – indirekt in Sneaker zu investieren wäre vielleicht für einige Investoren interessant, aktuell ist das aber leider nicht gut umsetzbar.

Fazit

Wer bei der Investition seines Vermögens seine private Sammelleidenschaft berücksichtigen möchte, sollte sich des Risikos bewusst sein und entsprechend nur einen kleinen Anteil (5%) in diese sehr spekulative Assetklasse investieren. Wenn Sie etwas sammeln, senn Sie etwas sammeln, seien Sie ehrlich zu sich selbst! Dabei reicht die Tatsache, dass das Sammeln dem Eigentümer Spaß bereitet, doch bereits aus! Sehen Sie Ihre Kollektion als das an, was sie ist – eine Quelle der Freude, nicht der Rendite. Und auch wenn sich meine inzwischen benutzten Basketballschuhe in vielen Jahren noch mal gewinnbringend verkaufen ließen – dann wäre das eine positive Überraschung. Aber meine Ruhestandsvorsorge würde ich nicht darauf aufbauen.

Kolumne von York Irmer, Leiter Digital Management/ Partner, Allington Investors AG in Bad Homburg