Grün sind alle meine Kleider
17.08.2020
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Grün, grüner am grünsten
Viele Unternehmen nutzen die Gunst der Stunde und versuchen, den Trend Nachhaltigkeit für sich auszunutzen. Hier geht es nicht darum, was Neues zu schaffen, um was zu verändern oder gar um die Welt zu retten. Hier geht es nur um einen grünen Anstrich. Mehr nicht. Und was es in der „Realwirtschaft“ gibt, ist auch in unserer Branche nicht weit weg. Wann ist ein Versicherer oder eine KAG nachhaltig? Arend Arends, in seiner Funktion als Vorstand NV-Versicherungen VVaG bekannt, gründete mit der Itzehoer Versicherung und der NV Versicherung (später kam noch die INTER Krankenversicherung AG dazu) den nachhaltigen Versicherungs-Marktplatz „besser grün“. Arends meint dazu: „Nachhaltigkeit als Ganzes ist ein großer Anspruch. Hier geht es dann um grundlegende Bereiche wie zum Beispiel Unternehmensform und Unternehmenskultur.“ Beispiel gefällig? Die Produkte oder Zielassets sind grün, aber alle im Vorstand fahren spritfressende SUVs und das schöne Glasfrontbüro hat eine CO2-Bilanz wie ein Containerschiff Elbe aufwärts bei Windstärke 10. Und wenn das Büro der Hauptzentrale energieneutral ist? Super, und was mit den vielen Außenstellen und den unzähligen Agenturen? Die einen drucken nur auf recyceltem Papier, die anderen gar nicht, weil komplett digital. Gut, Strom verbrauchen die vielen Server auch…
Einige haben nur nachhaltige Investments. Die Muttergesellschaft legt ihr Geld aber noch nicht ESG-konform an. Sie merken, es ist schwierig. „Eine Nachhaltigkeitsstrategie beginnt und endet nicht mit dem Erreichen eines definierten Absatzziels, sondern mit einer dauerhaften Transformation in ein nachhaltiges Unternehmen“, erklärt Thomas Gebhardt, Vorstand der Waldenburger Versicherung AG. Eine 100%ige Nachhaltigkeit kann derzeit kaum eine KAG oder Versicherer abbilden. Aber einige Vorreiter und die wichtigsten davon stellen wir in diesem Heft vor, sind auf einem sehr, sehr guten Weg. Einer der nachhaltigen Pioniere ist die Bayerische mit Pangaea Life. Diese investieren u. a. direkt in Erneuerbare Energien. „Das erreichen wir durch strenge Investitionskriterien, die ökologische, soziale und ethische Aspekte berücksichtigen“, erklärt Vorstand Martin Gräfer. Projekte, in denen Pangaea Life investiert, müssen nachweislich dem Klimaschutz dienen oder CO2-neutral ausgerichtet sein. Gräfer weiter: „Wir betreiben kein ‚Greenwashing‘, sondern machen nachvollziehbar, wo und wie wir das uns anvertraute Geld investieren.“ Nedim Kaplan, Senior Portfoliomanager bei ÖKOWORLD, dem Urgestein der auf Nachhaltigkeit spezialisierten KAGs, macht es ebenfalls deutlich, worauf es bei Green Investing ankommt: „Die ökologischen, sozialen oder ethischen Ziele der Investments müssen geeignet sein, sich nachhaltig positiv auf Umwelt und Gesellschaft auszuwirken.“
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