Grün ist nicht immer gleich grün

21.10.2019

Foto: © sablinstanislav - stock.adobe.com

Was klingt wie ein Spruch aus der Farbenlehre, hat für die Frage, welche grüne Investments der Berater seinen Kunden empfiehlt, entscheidende Bedeutung. Denn viele Unternehmen betreiben Greenwashing. Das bedeutet in Sachen Nachhaltigkeit ist es nicht weit her und Anleger werden hier getäuscht. Dabei geht echte Nachhaltigkeit mit langfristiger Perspektive einher. Und das sieht man auch in der Rendite. In der Welt nachhaltiger Investments gibt es viele Standards und Siegel. Vergleichbar mit vielen anderen Produkten, wie Lebensmittel oder Kleidung. Überall gibt es Siegel, die man einfach nur bezahlen muss. Die Anforderungen an das Produkt oder die Produktionsbedingungen sind nicht sehr hoch und der Verbraucher wird durch ein vermeintlich offizielles Siegel getäuscht. Es ist schwer, wenn man kein ausgewiesener Spezialist ist, in diesem Dschungel an Zertifikaten, Bezeichnungen und Siegel durchzublicken. Aber es ist wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen, worauf es bei Nachhaltigkeit ankommt. Denn die Kunden, die sich gezielt für Grüne Investments entscheiden, sollen diese auch bekommen und nicht eine Mogelpackung.

Green Buildings

Im Bereich der Immobilen hat sich in Deutschland der Energieverbrauch als Maßstab durchgesetzt. Bekannt sind die sogenannten KFW Effizienzhäuser (KFW 115 – KFW 40, wobei der niedrigere Wert besser ist) bis hin zu Passivhäusern (diese verbrauchen keine Energie) sowie dem Plusenergiehaus, welches mehr Energie (z. B. mittels Photovoltaik oder Erdwärme) produziert, als es verbraucht und diese überschüssige Energie anderen Verbrauchern, wie z. B. E-Autos, zur Verfügung stellt. Aber es geht noch genauer: International gelten als Green Buildings Gebäude, die sich u. a. durch eine hohe Ressourceneffizienz in den Bereichen Energie, Wasser und Material auszeichnen. Schon beim Bau soll auf diesen Gedanken Rücksicht genommen werden. Die LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) hat Zertifikationsmodelle mit unterschiedlichen Niveaus entwickelt, die auf verschiedenen Kriterien basieren und sowohl in Gutschriften als auch in Punkten angerechnet werden können. Die Gutschriften werden in sechs Kategorien verteilt: Umweltverträglicher Standort, Wassereffizienz, Energie, Materialien, Umweltqualität des Innenraums und Gestaltungsprozess. „Angelsächsische Länder sind uns wie bei vielen Zukunftsthemen auch hier einen Schritt voraus. Es reicht eben nicht, sich auf nationalpolitischer Ebene einen möglichst hohen Standard zu erarbeiten. Wir leben in einer globalen Geschäftswelt und brauchen deshalb ebenfalls einen länderübergreifenden Kriterienkatalog, der den Qualitätsanspruch für Immobilien wiedergibt, in denen wir noch in 50 Jahren arbeiten und leben möchten“, erklärt Michael Schwaiger, CEO der Schwaiger Group. Weil sich eine grüne bzw. nachhaltige Zertifizierung langfristig als Standard bei Immobilien durchsetzen wird, sagen knapp neun von zehn Experten (85,7 %), dass sich zertifizierte Büro- und Gewerbeimmobilien schon heute besser vermarkten lassen. Gut 70 % beobachten, dass besonders große Konzerne ein grünes Label immer häufiger zur Voraussetzung für eine Anmietung von neuen Flächen machen (71,5 %). Das geht aus dem aktuellen Gewerbeimmobilien-Barometer hervor, das regelmäßig anlässlich der Schwaiger Makler Lounge unter Münchens Objektvermittlern erhoben wird. Wer also in nachhaltige Immobilien investieren will, sollte sich mit nicht weniger als dem KFW Standard 40 begnügen. Wobei das nur für Neubauten gilt. Bei Altbausanierungen ist der Passivhaus Standard sehr schwierig und teuer.

weiter auf Seite 2