Greiffbar – Investments zum Anfassen

02.02.2024

Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Mensch ärgere dich nicht

Ist die Stimmung schlechter als die Lage? Oder die Lage besser als die Stimmung? Und was passt sich zuerst an? Ja, die Menschen ärgern sich über die Politik, die Weltlage und die Deutsche Bahn, aber gleichzeitig steigen die Börsenindizes auf Allzeithochs und Amazon und Meta melden diese Woche fantastische Zahlen. Vieles ist ärgerlich, aber am ärgerlichsten sind die Schwarzmaler. Dabei kann Unzufriedenheit so ein großer Antrieb sein, die Dinge in die Hand zu nehmen. Dauernd den Weltuntergang zu predigen, macht nicht nur schlechte Laune, sondern ist auch ziemlich unproduktiv. Oder wie Martin Luther es treffend formulierte: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“ Schauen wir lieber was geht, als was nicht geht. Suchen wir lieber nach dem Vor- statt dem Nachteil. Die Realität: Sind die Börsenkurse im Keller, haben wir Angst zu investieren, sind die Kurse auf dem Hoch, haben wir ebenfalls Angst teuer einzusteigen. Dabei ist Mut statt Angst viel kreativer, viel produktiver, viel erfüllender und in der Mehrzahl der Fälle auch erfolgreicher. Der beste Tag in Aktien zu investieren, war vor 20 Jahren, der zweitbeste Tag ist heute! Und alle, die noch auf der Suche nach unterbewerteten Sektoren sind, werden in meinem aktuellen Interview bei Wallstreet Online fündig: „Besser als Gold“.

Das hält kein Mensch aus

Spektakuläre Meldungen diese Woche. Das altehrwürdige Kaufhaus des Westens, kurz KaDeWe, meldet Insolvenz an. Das Bundeskriminalamt, kurz BKA, beschlagnahmt Bitcoins im Wert von 2 Mrd. Euro. Der chinesische Immobiliengigant Evergrande, kurz PLEITE, wird per Gericht zur Auflösung gezwungen. Jürgen Klopp, kurz Kloppo, verkündet sein Aus beim Liverpool FC. Der deutsche Konsumentenpreisindex, kurz Inflation, fällt auf 2,9% und die US-Notenbank, kurz FED, macht spektakulär nichts bei den Zinsen. Das hält kein Mensch aus, was da so alles auf uns einprasselt. Ich habe da eine Empfehlung: Am liebsten lese ich Zeitungen, die ein halbes Jahr alt sind. Warum? Ganz einfach: Man stellt fest wie unwichtig die meisten Nachrichten sind, die einem noch vor einem halben Jahr als spektakulär verkauft wurden. Beschäftigen Sie sich lieber mit den Themen, für die Sie eine Leidenschaft haben, wie ich zum Beispiel bei meinem aktuellen Interview für das Börsenradio: „Leidenschaft ist zeitlos“. Der Mensch ist dabei nicht nur der Erfolgsfaktor, sondern nach wie vor der wichtigste Treiber an den Kapitalmärkten:

Sei ein Mensch

Ob er dabei eher passiv oder aktiv agiert oder womöglich künftig durch die Künstliche Intelligenz ersetzt wird, ist wohl eine Frage des Betrachtungswinkels. Mehr dazu in meinem aktuellen Interview für n-tv Fonds: „Aktiv oder passiv – Wenn die KI den Fondsmanager ersetzt“. Was die Künstliche Intelligenz auch in Zukunft wohl kaum ersetzen kann, ist „Menschlichkeit“, die ungewöhnliche Fähigkeit der unbedingten Empathie mit völlig Fremden. Ein Zeugnis der Macht der Menschlichkeit haben wir diese Woche im Bundestag zum Holocaust-Gedenktag erlebt. Sportreporter Marcel Reif, mit seiner bewegenden Familiengeschichte, hat in seiner Rede im Bundestag einen wunderbaren Satz seines Vaters hinterlassen: „Sei ein Mensch“. Jeder halbwegs vernünftige Mensch sollte sich diese Rede anhören. Keine Worte der Klage oder Anklage, keine Worte der Verbitterung und Verzagtheit. Vielmehr Worte der Liebe, der Zuversicht und der Macht des Menschseins. Ich wünschte, ich könnte nur halbwegs so formulieren.

Ihr Volker Schilling

Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff Capital Management AG