Gold hat alles überlebt
15.06.2020
Ronny Wagner, Initiator der The Spirit of Finance / © The Spirit of Finance
Noble Metal Factory gelten als die Experten für die sichere Anlage in Edelmetalle. Grund genug für ein finanzwelt-Interview mit Gründer und Eigentümer Ronny Wagner über Gold in Zeiten von Corona und anderen Krisen und warum Silber ein mindestens ebenso spannendes Investment ist.
finanzwelt: Herr Wagner, Gold gilt ja als Krisenwährung. Gibt es zurzeit einen Corona Effekt? Ronny Wagner» Den gibt es. Wir vergleichen den Goldpreis immer gern mit einem Fieberthermometer. Ein Fieberthermometer diagnostiziert Fieber durch Messen der Körpertemperatur. Ein steigender Goldpreis diagnostiziert Störungen und aufkommendes Misstrauen im Finanz- und Geldsystem. Er steigt immer dort, wo Misstrauen aufkommt und fällt, wo Vertrauen in das Finanzsystem herrscht.
finanzwelt: Natürlich kann Gold mehr als nur Krisenabsicherung. Warum gehört Gold in jedes Portfolio? Wagner» An der Börse werden keine Sachwerte gehandelt, sondern lediglich Wertversprechen, Anteilsscheine und Ansprüche. Mit dem Erwerb dieser Papiere geht die Hoffnung einher, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt auch eingelöst werden. Diesen Makel besitzen Sachwerte nicht. Sachwerte haben sich in vergangenen Krisen immer sehr gut geschlagen. Und besonders Gold hat seinen Nimbus erhalten, weil es eben nicht pleitegehen kann und es unabhängig von Wirtschafts- und Währungssystemen ist. Während Papiergeld und Wertversprechen sich beliebig nachdrucken lassen, bleibt der Bestand an Gold immer gleich. Wer vor 50, 100 oder 500 Jahren Gold besaß und behalten hat, dessen Nachkommen können es heute noch immer problemlos zu Geld machen. Ein auf eine alte Währung lautendes Sparbuch hingegen wäre nur noch Makulatur. Das Risiko, kein Gold zu besitzen ist größer als das Risiko, Gold zu besitzen.
finanzwelt: Physisch, virtuell oder am besten beides? Wagner» Unbedingt physisch. Mit Papiergold wäre man wieder bei einem Wertversprechen. Die meisten Menschen bauen ihre Anlagestrategie auf ein funktionierendes Geld- und Finanzsystem auf. Und das kann sich, wie die Krisen der Neuzeit gezeigt haben, als existenzbedrohender Fehler herausstellen. Das Ziel einer Geldanlage ist Robustheit und nicht Rendite. Robustheit gegenüber allen denkbaren externen Schocks. Die Corona-Pandemie traf unsere Gesellschaft wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ein klassischer ‚Schwarzer Schwan‘ mit weitreichenden Konsequenzen, deren Ausmaß wir heute noch nicht abschätzen können. Das Reaktor-Unglück von Fukushima hat uns gezeigt, dass wir keine Atomreaktoren in von Erdbeben bedrohten Regionen aufstellen sollten. Die Lehman-Pleite führte uns vor Augen, dass unser FinanzsysteIndustriemm extrem anfällig und zerbrechlich ist. Schwarze Schwäne sind große, unvorhersehbare Ereignisse mit massiven Folgen. Diese Vorfälle führen unser Denken aufs Glatteis. Da sie im Nachhinein erklärbar sind, rufen sie in uns den Eindruck hervor, wir hätten sie vorausgeahnt. Doch dem ist nicht so. Das Leben ist nicht vorhersagbar und die Geschichte nichts Lineares. Die Rolle des Zufalls wird unterschätzt. Und wenn wir damit konfrontiert werden, befällt uns Angst, und es kommt zu Überreaktionen. Die Ereignisse der letzten Wochen geben dafür ein Lehrbuchbeispiel ab. Unsere Strategie setzt daher auf Altbewährtes. Gold hat alle historischen ‚Schwarzer Schwan‘-Ereignisse überlebt. Gold in physischer Form.
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