Gold glänzt in turbulenten Zeiten
13.03.2020
Joe Foster, Portfolio Manager and Strategist bei VanEck/ Foto: © VanEck
Enorme Verschuldung könnte Gold in die Höhe treiben
Sollte es zu einer Rezession kommen, dann liegt unseres Erachtens, wie in fast jeder Rezession, das größte Risiko in der Verschuldung. Das Wachstum der Unternehmensgewinne war zuletzt rückläufig, und Goldman Sachs prognostiziert für dieses Jahr überhaupt keinen Anstieg. Gleichzeitig liegen die Schulden der Unternehmen auf Rekordniveau, ebenso wie die risikoreichen Leveraged Loans. Darüber hinaus werden in einer Rezession wahrscheinlich mehr Schuldtitel auf Junk-Status herabgestuft, was viele Fonds zum Verkauf zwingen könnte. Unterdessen kann die enorme Staatsverschuldung die Fähigkeit der Regierung einschränken, sich in einem Abschwung Geld zu leihen und auszugeben. Die Zentralbanken könnten unter Druck geraten, Schulden zu monetarisieren oder Geld zu drucken, um Staaten und Unternehmen über Wasser zu halten. Dies sind die finanziellen Risiken, die Gold in der nächsten Rezession nach oben treiben könnten.
Goldanleger dürfen das größere Bild nicht aus den Augen verlieren
Während die Märkte taumeln, dürfen Goldanleger das größere Bild nicht aus den Augen verlieren. Über mehr als ein Jahr waren fallende Realzinsen die treibende Kraft hinter dem Anstieg des Goldpreises. Nach der durch das Coronavirus ausgelösten Krise rentieren zehnjährige US-Staatsanleihen so tief wie noch nie. Angesichts der Turbulenzen an den Märkten hat Gold nicht auf die sinkenden Realzinsen reagiert. Sobald die Volatilität nachlässt, werden unserer Erwartung nach die Realzinsen wieder zum Haupttreiber des Goldpreises. Gold und Goldaktien befinden sich gerade in einem langen Bullenmarkt, der im Dezember 2015 begann, als der Goldpreis bei 1050 US-Dollar je Unze seine Talsohle erreichte. Die zwei Grafiken zum Goldpreis verdeutlichen die technischen Ähnlichkeiten zwischen dem aktuellen Bullenmarkt und jenem von 2001 bis 2011. Die erste Grafik zeigt den Preistrend im aktuellen Bullenmarkt. Zunächst war der Trend mehrere Jahre lang schwach steigend, dann beschleunigte er sich 2019. Auch in der zweiten Grafik nahm ein anfänglich schwach steigender Preis im Jahr 2005 etwas an Fahrt auf, und nach der Finanzkrise 2008 verlief der Trend steiler. Der rote Kreis markiert die Stelle, wo sich der aktuelle Markt ungefähr befinden könnte, wenn man auf die Entwicklung von 2001 bis 2011 abstellt. Die fundamentalen Gründe für den Aufschwung sind jeweils unterschiedlich. Zu Beginn des Jahrtausends stieg der Goldpreis nach dem Platzen der Technologieblase und im Zuge eines schwachen US-Dollar. Die ersten Jahre der aktuellen Hausse waren dagegen durch geopolitische Risiken und die Maßnahmen der Fed bestimmt. Doch ganz gleich, welche Faktoren die Entwicklung begünstigten: In beiden Fällen stiegen die Märkte, als die Risiken für das globale Finanzsystem zunahmen und Gold als sichere Anlage gekauft wurde.
Marktkommentar von Joe Foster, Portfolio Manager and Strategist bei VanEck