Gesamtprofitabilität deutscher Banken mittelfristig in Gefahr

17.12.2019

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Deutliche Renditelücke

Der Trend rückläufiger Renditen könnte sich verstetigen. Die Szenariorechnung von Bain kommt zu dem Ergebnis, dass sich mittelfristig selbst in einem nur leicht eingetrübten Umfeld die Eigenkapitalrendite auf 0,5 Prozent noch einmal halbieren könnte. In einem Negativszenario gerät die Gesamtprofitabilität der deutschen Kreditwirtschaft in Gefahr. Es droht eine negative Rendite von minus 1 Prozent. Im Vergleich zum europäischen Wettbewerb entspricht dies einer Ergebnislücke von 8 Prozentpunkten beziehungsweise 40 Milliarden Euro. Allein um die Eigenkapitelkosten zu decken, müssten die deutschen Banken ihr Ergebnis um bis zu 23 Milliarden Euro steigern (Abbildung).

„Um die Renditelücke zu schließen, müssen Deutschlands Banken nun wirklich alle Hebel in Bewegung setzen“, betont Sebastian Thoben, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. Selbst durch eine konsequente organische Transformation mit aggressiven Kostensenkungsmaßnahmen ließe sich die Eigenkapitalrendite in den nächsten Jahren lediglich um 4 Prozentpunkte steigern. „Eine europäische Bankenkonsolidierung ist unausweichlich“, prognostiziert Thoben. So könnten die deutschen Institute ihre Eigenkapitalrendite um weitere 4 Prozentpunkte steigern und die Ergebnislücke schließen. Das bedingt jedoch eine politische wie regulatorische Harmonisierung auf EU-Ebene. „Grenzüberschreitende Fusionen erfordern Fortschritte bei der europäischen Bankenunion“, betont Thoben vor diesem Hintergrund.

Nationale Sanierung unabdingbare Voraussetzung

Vor einer europäischen Bankenkonsolidierung steht jedoch die Sanierung auf nationaler Ebene. Nur mit effizienten und skalierbaren Geschäfts- sowie Betriebsmodellen können die Institute in internationalen Zusammenschlüssen die erhofften Kostensynergien realisieren. Bei den entsprechenden Transformationen haben jedoch gerade die deutschen Häuser erheblichen Nachholbedarf. Daher sollten sie den Fokus auf vier Handlungsfelder legen, die es ihnen ermöglichen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen:

  1. Komplexitätsreduktion: Einfachheit ist der Schlüssel für eine nachhaltige Sanierung.
  2. Digitalisierung: Das Kerngeschäft verbessern und neue Geschäftsmodelle schaffen.
  3. Kundenorientierung 2.0: Den Kundenfokus leben und in der Organisation verankern.
  4. Nachhaltigkeit: Die Kunden von morgen binden und begeistern.

„Alle vier Handlungsfelder haben das Ziel, die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle zu gewährleisten und die Profitabilität der deutschen Banken zu steigern“, erklärt Bain-Deutschlandchef Sinn. Auf dieser Basis könnten sie aus einer Position der Stärke heraus in Gespräche über europäische Zusammenschlüsse gehen. Für Sinn ist die Handlungsmaxime der kommenden Jahre: „Die deutschen Banken müssen erst sanieren, dann konsolidieren!“ (fw)