Geht die Pleiteangst um?
12.09.2022
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Wie stark steigen die Ausfallraten?
Die Ausfallrate ist ein wichtiges Kriterium bei der Chance-Risiko-Betrachtung. Die durchschnittliche Ausfallrate für High-Yield-Bonds schwankt um die 3,5 bis 4,0 %. 2020 gab es höhere Ausfallraten, auch geschuldet dem dramatischen wirtschaftlichen Einbruch. So kam es in den USA zu einer beträchtlichen Anzahl von Ausfällen – etwa 7 %. Dadurch fielen die schwächsten Emittenten aus dem Hochzinsuniversum, während höher bewertete übrigblieben. Aktuell schwanken die Ausfallraten um die 2 bis 3 %. Die Deutsche Bank hat vor kurzem eine Studie herausgebracht, in der sie steigende Ausfallraten für Hochzinsanleihen in den USA und Europa prognostiziert. In Europa könnte die Ausfallrate nach Hochrechnung auf 3,8 % zum Ende des kommenden Jahres steigen. Auch das wäre wahrscheinlich noch zu verkraften. Bei einem dramatischen Konjunktureinbruch ist die Lage anders, dramatischer. Hochzinsspezialist Gharbi zeigt sich gleichwohl verhalten optimistisch. „Angesichts der soliden Fundamentaldaten der Unternehmen (moderate Verschuldung, solide Bilanzliquidität) rechnen wir in den nächsten Jahren nicht mit einem signifikanten Anstieg der Ausfallraten in den USA und Europa. Die Ausfallraten in den USA und Europa werden voraussichtlich von 1 bis 2 % in diesem Jahr auf durchschnittlich 3 bis 4 % in den Jahren 2023 und 2024 steigen. Dies ist weit von den Werten entfernt, die wir während der Finanzkrise 2008 erlebt haben.“ Eine gründliche Selektion und Analyse der Unternehmen sind bei der Beurteilung zwingend erforderlich. Die Experten bei La Francaise AM bevorzugen aktuell weniger zyklische Sektoren wie TMTs (Technologie, Medien und Telekommunikation), Dienstleistungen und Pharmazeutika. Überhaupt empfiehlt es sich, breiter zu streuen und das Anlegergeld in einen entsprechenden Fonds zu investieren. Durch aktives Portfoliomanagement können Zahlungsausfälle vermieden bzw. merklich reduziert werden. (ah)
Fazit
Dank gestiegener Zinsen wird der Anleihemarkt zunehmend attraktiv. Vor allem bei Unternehmensanleihen mit höherem Ausfallrisiko winken höhere Erträge. Doch Vorsicht ist geboten. Das Damoklesschwert des Konjunktureinbruchs hängt über den Unternehmen. Das könnte einige in Mitleidenschaft ziehen. Der Blick auf die hohe Schuldnerqualität ist unablässig.