Für die nächste Krise wappnen – was Unternehmen jetzt tun können

18.06.2020

Dr. Bernhard Braunmüller, CSO von Q_PERIOR / Foto: © Q_PERIOR

Die Businesswelt hat drei bewegte Monate hinter sich. Die Corona-Pandemie stellte vieles auf den Kopf, Geschäftsprozesse, IT-Strukturen und Arbeitsweisen mussten von heute auf morgen an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Nun ist es an der Zeit, Lehren zu ziehen. Dr. Bernhard Braunmüller von der Unternehmensberatung Q_PERIOR weiß, worauf es jetzt ankommt.

Herr Dr. Braunmüller, die Geschäftswelt durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Wie hat sich Corona bisher ausgewirkt?

Braunmüller: Die Corona-Pandemie kann man als historischen Härtetest für Unternehmen bezeichnen. Mit einem Schlag wurden Themen wie die Belastbarkeit und Sicherheit von IT-Infrastrukturen oder das effiziente Arbeiten im Homeoffice zu geschäftskritischen Fragestellungen, die bis auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene diskutiert werden mussten. Dabei haben viele Unternehmen die Erfahrung gemacht, dass ihre bisherigen Business-Continuity-Pläne nicht ausreichten, um ad hoc bestehen zu können. Viele mussten zum Beispiel schmerzlich erkennen, dass eine moderne, robuste IT-Landschaft heutzutage eben kein ‚nice to have‘ mehr ist, sondern im wahrsten Sinne des Wortes systemkritisch.

Die gute Nachricht ist, dass gleichzeitig auch wertvolle Optimierungspotenziale offengelegt wurden – also ganz konkrete Chancen, das eigene Unternehmen besser und damit wettbewerbsfähiger zu machen. Ich bin überzeugt, dass viele Firmen die Lehren aus dieser Zeit als Impuls aufgreifen und gezielt investieren werden. Hier zeigt sich wieder, dass eine Krise auch ein guter Innovationstreiber sein kann und teilweise sein muss.

Für was genau?

Braunmüller: Zum einen wird die Bedeutung von Cloud Computing nochmals intensiviert, weil die großen Cloud-Anbieter in Krisenfällen meist wesentlich belastbarer aufgestellt sind. Zum anderen werden Geschäftsprozesse künftig noch stärker digitalisiert werden. Denn spätestens jetzt hat sich gezeigt, dass IT-gestützte, papierlose Prozesse inklusive der digitalen Signatur nahezu unverzichtbar sind, um den Geschäftsbetrieb in vergleichbaren Situationen weiter aufrechtzuerhalten. Auch die Remote-Arbeit hat durch die Pandemie größere Bedeutung bekommen. Wir werden wohl in Zukunft mehr im Homeoffice arbeiten. Darauf sollten sich Unternehmen möglichst schnell einstellen.

Was sollten Unternehmen also als nächstes angehen?

Braunmüller: Die ad-hoc-Maßnahmen, die zu Beginn von Corona schnell umgesetzt wurden, sollten jetzt intensiv geprüft und dort, wo es passt, in den Regelbetrieb übernommen werden. Das betrifft technische wie prozessuale Anpassungen, zum Beispiel die Steuerung der IT aus dem Homeoffice heraus. Es ist wichtig, dies als relevantes Szenario zu etablieren. Und sollten wir in eine längerfristige Homeoffice-Situation geraten, müssen IT-Asset-Management-Prozesse und Services rechtzeitig angepasst werden. Ebenso wichtig ist, die IT Resilience auszubauen. Konkret heißt das, mögliche neue Risiken bei der Daten- und IT-Sicherheit schnell zu identifizieren und die zu beseitigen, die beim Improvisieren entstanden sein könnten.

Außerdem würde ich dringend empfehlen, alle neuen Prozesse operativ zu testen. Die aktuelle Krise hat uns gezeigt, dass auf dem Papier definierte Vorgehensweisen in der Realität nicht automatisch standhalten. So gesehen bietet die aktuelle Situation die seltene Möglichkeit, theoretisch entwickelte Business-Continuity-Konzepte und Notfallpläne mit der harten Praxis abzustimmen. Dabei ist es wichtig, möglichst breit zu denken und alle wichtigen Bereiche wie IT, Personal, Dienstleister, Notfallplanung sowie Security und Compliance unter die Lupe zu nehmen. Wenn eine mögliche zweite COVID-19-Welle kommt, müssen wir alle vorbereitet sein.

Welche Lehren Unternehmen aus der Krise ziehen sollten und welche langfristigen Folgen es geben könnte, lesen Sie auf Seite 2