Freude über die SNB-Gewinne ist von kurzer Dauer
10.01.2017
Ursina Kubli,, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin AG / Foto: © J. Safra Sarasin AG
Nicht nur die schockartige Flucht in den sicheren Hafen hat zu einer stärkeren Nachfrage nach dem Franken geführt. Auch der immer geringere Zinsnachteil gegenüber europäischen Anleihen hat die Nachfrage nach dem Franken gestärkt. Anleger werden sich zu Recht fragen, ob sie in europäischen Anleihen, insbesondere vor allem vor den vielen Wahlen in diversen europäischen Ländern, für das damit einhergehende Risiko ausreichend kompensiert werden. Die Nachfrage nach dem Franken wird also auch im Jahr 2017 stark bleiben. Damit stehen der SNB grundsätzlich drei Optionen zur Verfügung, wobei allesamt ihre spezifischen Nachteile haben.
Erstens hat die SNB die Möglichkeit des Status quo, nämlich Währungsinterventionen und eine de facto EUR-CHF- Untergrenze von 1,07. Aus theoretischer Sicht gibt es zwar keine Obergrenze für die Devisenreserven der SNB und grundsätzlich könnte die SNB auch mit negativem Eigenkapital operieren. Über längere Zeit könnte das der Glaubwürdigkeit der SNB jedoch schaden. Zweitens könnte die SNB die Zinsen nochmals senken, um die Zinsdifferenzen zur Eurozone wieder zu erhöhen und die Attraktivität des Frankens zu bremsen. Allerdings äusserte die SNB vermehrt ihre Bedenken bezüglich der negativen Effekte von Negativzinsen. Drittens könnte die SNB eine stärkere Aufwertung des Frankens zulassen, was das Wirtschaftswachstum in der Schweiz schwächen würde und angesichts der tiefen Inflation nicht erwünscht ist.
Die SNB wird in den einen oder anderen sauren Apfel beissen müssen. Ein plausibles Szenario ist, dass die SNB die Zinsen noch einmal senkt und gleichzeitig die Ausnahmen erhöht, um die Kosten für die Banken nicht zu erhöhen. Da der marginale Zinssatz einen stärkeren Währungseffekt hat als die durchschnittlichen Zinskosten, dürfte diese Massnahme die Nachfrage nach dem Franken bremsen. Zudem dürfte die SNB nach wie vor punktuell am Devisenmarkt intervenieren. Schliesslich erwarten wir, dass die Nationalbank im Verlaufe des Jahres einen tieferen EUR-CHF-Wechselkurs von 1,03 zulassen wird, nicht zuletzt aufgrund der Dollar-Aufwertung.
Kolumne von Ursina Kubli, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin AG