Frauen sorgen nur ungenügend privat vor
01.08.2017
Die Altersvorsorge scheint für Frauen in Gebiet zu sein, mit dem sie sich nur ungern beschäftigen / Foto: © Liubov-fotolia.com
Da bei Frauen offenbar nur unzureichendes Finanzinteresse vorhanden ist, spielt die Verständlichkeit eines Produktes bei der privaten Altersvorsorge auch nur eine untergeordnete Rolle. Gerade einmal 6 % der Umfrageteilnehmerinnen nannten die "Verständlichkeit des Produkts", als wichtigsten Faktor bei der privaten Altersvorsorge. Deutlich wichtiger ist den Frauen hingegen "Sicherheit", was von 54 % der Befragten als wichtigstes Kriterium genannt wurde, weit vor "Rendite" (9 %), "Flexibilität" (6 %) und "Inflationsschutz" (5 %). Letzteres ist besonders vor dem Hintergrund der aktuell niedrigen Zinsen äußerst erstaunlich.
Niedrige Zinsen spielen für Frauen kaum eine Rolle
Wie wenig sich Frauen für die aktuelle Zinslage interessieren, wird daran deutlich, dass lediglich 33 % der Befragten sind der Meinung, wegen der aktuell niedrigen Zinsen jetzt oder in absehbarer Zeit aktiv werden zu müssen, um die persönlichen Ziele bei der privaten Altersvorsorge zu erreichen. Entsprechend ist die Risikoaversion bei Frauen sehr stark ausgeprägt: 92 % gehen überhaupt kein oder nur etwas Risiko ein.
So investieren nur 59 % der Befragten in festverzinsliche Anlageformen wie Sparbuch, Sparbrief oder Bausparvertrag, obwohl fast genauso viele (61 %) sich darüber im Klaren sind, dass diese kaum noch Zinsen abwerfen und sich deshalb nur unzureichend für die private Altersvorsorge eignen.
Besonders Mütter mit schlechten Aussichten
Dass sich viele Frauen, wie oben angedeutet, in finanziellen Fragen wohl offenbar auf ihren Partner verlassen, zeigen weitere Ergebnisse der Studie. So haben sich 66 % der Befragten nicht ausreichend informiert, wie der aktuelle Stand beim Scheidungsrecht und dessen Auswirkungen auf die finanzielle Absicherung von Frauen im Alter betrifft. Dass sich so wenige Frauen über eine mögliche Scheidung und deren Folgen für die Altersvorsorge informieren, ist durchaus erstaunlich, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr in Deutschland ca. 160.000 Ehen geschieden werden und Frauen im Durchschnitt dabei knapp 44 Jahre alt sind. Auch die 2014 eingeführte Mütterrente, die Frauen immerhin 28 Euro mehr pro Monat bei der Rente einbringt, wird nur von 56 % der Befragten und damit nicht flächendeckend als positiv eingeschätzt.
Weitere Ergebnisse der Studie machen immer unverständlicher, warum Frauen dem Thema private Altersvorsorge offenbar so wenig Beachtung schenken. So sind 79 % der Befragten der Meinung, dass Frauen mit Auszeiten und Teilarbeitszeiten in ihrer Erwerbsbiografie im Alter eine Versorgungslücke haben werden. 76 % sehen diese Gefahr vor allem für alleinerziehende Mütter.
BRSG - was ist das?
Die Studie, die das Marktforschungsinstitut You Gov für Amundi durchführte, fragte zudem was Frauen vom kürzlich verabschiedeten neuen Betriebsrenten-Stärkungsgesetz (BRSG) halten. Nur jede zweite Frau wusste überhaupt, was das BSRG ist und 14 % der Befragten bewerten das Gesetz als positiv. Insgesamt lässt sich damit festhalten, dass bei Frauen noch deutlichen Informationsbedarf beim Thema Altersvorsorge haben.
„Mit den Ergebnissen unserer quartalsweise durchgeführten Studie wollen wir einen Beitrag zum besseren Verständnis der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bei der Altersvorsorge leisten. Daher haben wir die zweite Umfragerunde bewusst unter das Dachthema ‚Frauen in der Rente(nlücke)‘ gestellt“, so Evi C. Vogl, Deutschlandchefin von Amundi. „In der oft einseitigen Diskussion um die Rente wollen wir damit der weiblichen Sichtweise auf das Thema Raum geben und gezielt frauenspezifische Fragestellungen bei der Altersvorsorge ausleuchten.“ (ahu)