Franke & Bornberg: Neuer map-report mit Bilanzrating deutscher Lebensversicherer
04.11.2022
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Detaillierte Ergebnisse
Die erwirtschafteten Bruttobeiträge beliefen sich im Jahr 2021 auf 98,28 Mrd. Euro (2020: 98,61 Mrd. Euro). Das entspricht einem Rückgang von 0,34 % bzw. 330,61 Mio. Euro. Entscheidend für dieses Ergebnis war die Allianz, deren verdiente Bruttobeiträge um 4,42 Mrd. € (-16 %) unter dem Vorjahreswert lagen. 23 Gesellschaften (Vorjahr: 31) gelang es nicht die Beitragseinnahmen zu steigern, wovon neun Anbieter im Run-Off sind oder kein Neugeschäft mehr zeichnen. 13 Anbieter lagen mit bis zu 3 % über dem Vorjahresniveau und wie im Vorjahr bauten 40 Versicherer die Beitragseinnahmen zwischen plus 3 und über 90 % aus. Die HanseMerkur gehört in der relativen Betrachtung zu den Gewinnern. Die Versicherung konnte ihre Beitragseinnahmen um 94,27 % auf 1.265,2 Mrd. Euro am deutlichsten steigern und zählt damit zu den Beitrags-Milliardären.
Das Neugeschäft legte im zweiten Corona-Jahr wieder zu. Im Vorjahr wurden noch -8,6 %, also 436.164, weniger Policen als noch vor er Pandemie verkauft. 2021 konnte der Absatz dann wieder um 194.323 Verträge (4,21 %) auf 4.809.439 Policen angekurbelt werden. Auch das Annual Premium Equivalent (APE) war nach einem Rückgang 2020 um -0,8% in 2021 mit 4,8 % wieder deutlich positiv und kletterte auf 9,74 Mrd. Euro. Insgesamt steigerten die „Sonstige Lebensversicherungen“, zu denen hauptsächlich fondsgebundene Policen zählen, ihren Anteil von 29,0 % in 2020 auf 34,8 % in 2021.
Mit 1.675.544 eingelösten Versicherungsscheinen war diese Produktlinie mit Abstand die erfolgreichste. Kollektiv-Versicherungen hatten im Jahr 2021 mit 24,7 % den zweithöchsten Neugeschäftsanteil an allen Sparten der Hauptversicherungen. Dabei wurden mit 1.186.881 Policen 88.361 (+8,0 %) Verträge mehr als im Vorjahr abgesetzt. Rentenversicherungen machten 2021 mit 853.560 Verträgen 17,8 % am Neugeschäft aus. Im Vergleich wurden rund 132.000 Policen weniger als 2020 verkauft. In der Risiko-Lebensversicherung betrug der Neugeschäftsanteil mit 791.319 verkauften Policen 16,5 % und kam auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2014 mit 17,7 %.
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© Franke & Bornberg[/caption]
Corona war kein Stornobeschleuniger
Der aktuelle map-report zeigt, dass die Corona-Pandemie bisher kaum signifikante Auswirkungen auf die Stornoquoten hatte. Nach steigenden Tendenzen im Jahr 2019 - also vor Covid – waren die Stornoentwicklungen in den einzelnen Sparten wie im Vorjahr wieder fast durchweg positiv. In der KLV lag das Storno, berechnet auf die Anzahl der Verträge, mit 1,63 % deutlich unter dem Vorjahresniveau von 1,78 %. Die höchste Stornoquote mit 3,56 % (Vorjahr: 3,70 %) verzeichneten fondsgebundene Verträge, gefolgt von Risiko-Lebensversicherungen mit 3,04 % (Vorjahr: 3,11 %). Bei Rentenverträgen sank das Storno mit 2,34 % auch noch einmal unter das niedrige Vorjahresniveau von 2,42 %. Kollektiv-Versicherungen hingegen zeigten einen gegenläufigen Trend. Lag die Kennzahl im Vorjahr noch bei mit 2,10 %, stieg die Quote jetzt auf 2,63 %. Zwar ist die Stornoquote noch immer sehr gering. Dennoch genügte der Anstieg, um die Stornoquote über den gesamten Bestand marginal von 2,56 auf 2,59 % zu erhöhen.
Ausblick
„In der Regel wird in Krisenzeiten auch die langfristige Vorsorge und private Absicherung in die Zukunft verschoben, Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft inklusive“ kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-reports, die Herausforderungen für die Branche. Prognosen für die Tariflandschaft ließen sich nur schwer treffen. Das gestiegene Zinsniveau sorge zwar für Erleichterungen bei der Zinszusatzreserve, aber diese 100 Mrd. Euro liege vorerst wie Blei in den Bilanzen der Versicherer.
„Somit ist nicht davon auszugehen, dass die Lebensversicherer in absehbarer Zeit noch einmal das Risiko hoher Zinsverpflichtungen eingehen und wieder verstärkt auf klassische Garantieprodukte setzen“, mutmaßt Reinhard Klages, Chefredakteur des map-report. „Wenn die Lebensversicherer sich auf ihre Stärken konzentrieren und innovative Produkte gepaart mit fairer Kalkulation bei hoher Tarifqualität anbieten, wäre das die Basis für eine gute Ausgangsposition. Denn hochwertige und zuverlässige Altersvorsorge ist kein Selbstläufer, in Krisenzeiten erst recht nicht“, ergänzt Franke.
Der map-report „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2021“ ist ab sofort als map-report 926 als PDF lieferbar. Eine kostenlose Basisinformation zum map-report finden Sie hier. (lb)