Flexibilität ist Trumpf
08.08.2019
Daniel Hochmayr / Foto: © Tresono Family Office
Brennpunkt Einzelhandel
Die veränderten Marktbedingungen betreffen den Einzelhandel besonders stark. Gerade der textile Einzelhandel hat mit massiven Umsatzrückgängen zu kämpfen und steht vor einer ungewissen Zukunft. Je großflächiger die Einheiten sind, desto düsterer sind die wirtschaftlichen Perspektiven.
Der Flächenbedarf im textilen Einzelhandel wird in den kommenden Jahren rapide schrumpfen. Die Zeitenwende hat bereits begonnen. Nach aktuellen Analysen des Maklerunternehmens JLL haben die Textilhändler ihre Spitzenposition als stärkster Flächenabnehmer im deutschen Einzelhandel im ersten Quartal 2019 verloren. Führend bei Neuanmietungen ist nun die Food-Branche, die mit der Systemgastronomie auf dem Vormarsch ist.
Bei Objekten mit viel Einzelhandelsfläche sind Umbaumaßnahmen mittelfristig unausweichlich. Frei werdende Einzelhandelsflächen in den oberen Geschossen lassen sich beispielsweise als Büro nutzen. Wer die hohen Kosten und Risiken einer Umnutzung scheut, sollte auch einen Immobilienverkauf in Erwägung ziehen. Der Immobilienmarkt bietet zurzeit auch für in die Jahre gekommene Objekte noch gute Verkaufschancen.
Warnsignale erkennen
Vermieter sollten sehr wachsam sein und Warnsignale frühzeitig erkennen. Alarmierende Zeichen sind beispielsweise wachsende Mietrückstände, Mietminderungsansprüche oder sonstige Nachforderungen. Grundsätzlich ist eine intensive Betreuung der Bestandsmieter wichtiger denn je. Dazu zählt eine enge Kommunikation zwischen Vermieter und Mieter, die auch die geschäftliche Entwicklung thematisiert, bestenfalls durch den Einblick in Jahresabschlüsse.
Während sich viele Jahre die Vermieter ihre Mieter aussuchen konnten, ist es nun umgekehrt. Eine Neuvermietung ist sehr zeit- und kostenintensiv. Neben der langwierigen Mietersuche fallen oft erhebliche Baukostenzuschüsse für Umbauten an. Vermieter sollten vorrangig in bestehende Mietverhältnisse investieren, damit es möglichst wenige Mieterwechsel gibt. Denkbar sind etwa finanzielle Zugeständnisse bei einer verlängerten Mietdauer.
Auch partnerschaftliche Lösungen sollten kein Tabu sein. Ein probates Mittel ist die Vereinbarung einer „Umsatzmiete“. Hierbei wird ein Teil der Miete an den tatsächlich erzielten Umsatz des Mieters gekoppelt. Der Mieter hat den Vorteil, dass er bei einem schlechten Geschäftsverlauf eine geringere Miete zu zahlen hat. Umgekehrt ist der Vermieter bei einem guten Geschäftsverlauf am Erfolg beteiligt.
In einem dynamischen Marktumfeld gibt es viele Unsicherheitsfaktoren, die ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäft erschweren. Vermieter und Mieter sitzen in einem Boot. Nur wenn der Mieter in den angemieteten Räumen Erfolg hat, kann auch das Vermietungsgeschäft nachhaltig rentabel sein.
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