FFB bleibt unter dem Fidelity-Dach und ist auf Wachstumskurs

18.12.2024

Chefredakteur Alexander Heftrich (li.) und Redakteur Stefan Gehrke (re.) im Gespräch mit FFB-Geschäftsführer Jan Schepanek

finanzwelt: Was bedeutet das Altersvorsorgedepot – so es denn auch nach den Neuwahlen in dieser Form bestehen bleibt – für die Berater und ihre Kommunikation mit den Kunden?
Schepanek» Wir müssen sicherlich zwischen dem Depot und der eigentlichen Investmentlösung differenzieren. Als FFB werden wir auf jeden Fall das Depot anbieten wollen und können hier auch über unsere Produktlieferanten Zugang zu verschiedenen Lösungen geben. In dem Sinne ermöglicht das Altersvorsorgedepot auch, langfristige Beziehungen zu Kunden aufzubauen – unabhängig vom zugrundeliegenden Produkt. Es wirkt dann ein wenig wie ein Girokonto. Ziel des geplanten Gesetzes war, eine einfache, transparente und chancenreiche Vorsorgelösung zu fördern. Es ergibt sich also ein echter Mehrwert für unsere Vermittler, weil sich eben eine langfristige Beziehung durch das Produkt aufbauen lässt. Es spricht ja eben für die Qualität eines Beraters, dass er gut erklären und unterstützen kann.

finanzwelt: Der Blick über die Landesgrenzen hinweg: Was sollte/müsste Deutschland von anderen Staaten lernen, um beim Thema der privaten Altersvorsorge nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten?
Schepanek» Ich nenne hier immer gerne die britischen Investment Savings Accounts – kurz: ISA. Das Verständnis in der Gesellschaft, dass man vorsorgen muss, scheint dort deutlich ausgeprägter zu sein. Das deutsche ‚Sicherheitsbedürfnis‘, also der Fokus auf Sparprodukte, hat sich durch das Niedrigzinsumfeld gewandelt. Gott sei Dank! Das Altersvorsorgedepot gibt uns theoretisch die Möglichkeit, diese Situation weiter zu verbessern. Die ISAs in Großbritannien haben die finanzielle Bildung deutlich nach vorne getrieben. Das ist die ‚kulturelle‘ Komponente, von der ich sprach. In den anderen Märkten ist Finanzanlage eben ein Thema, da tauscht man sich aus.

finanzwelt: Sind da die skandinavischen Länder nicht auch schon weiter?
Schepanek» Ja, auch dort ist das Thema Altersvorsorge ganz anders aufgestellt. Als Dreisäulensystem mit großen Pensionsfonds, die die Anlageentscheidungen treffen. In Deutschland geht es darum, dass wir jeden Einzelnen dazu bringen, dass er für sich vorsorgt und entsprechende Entscheidungen trifft. Ich glaube, das passt vielleicht auch besser zu uns, weil es uns Freiheit gibt und Mitbestimmung erlaubt.

finanzwelt: Stichwort Diversität: Sie sind Mitglied des Global Diversity & Inclusion Committees von Fidelity. Was waren Ihre persönlichen Beweggründe für dieses Engagement, was hat Sie am Thema gereizt?
Schepanek» Ich wurde angefragt. Deshalb ist es einerseits eine Ehre, dabei sein zu dürfen. Gleichzeitig ist es eine große Verantwortung: Fidelity zählt global über 10.000 Mitarbeiter. Im Komitee werden beispielsweise Vorschläge für betriebliche Veränderungen vorbesprochen. Auch unser globales Budget für Diversity & Inclusion wird dort bestimmt und verteilt. Es gibt für mich mehrere Gründe, warum es mir wichtig war, Mitglied zu sein. Das Thema Diversität und Inklusion liegt mir persönlich am Herzen. Aber es gibt natürlich auch aus Unternehmensperspektive einen ganz klaren Business Case: Wenn wir in Richtung Fachkräftemangel schauen, dann ist es sicherlich wichtig, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, bei dem jeder seine Talente zum Einsatz bringen kann. Ein weiterer Punkt: Ich lebe zwischen Frankfurt und London und bin der Meinung, dass Großbritannien und sicherlich auch die Skandinavier bei der Diversitäts- und Inklusionsdebatte deutlich weiter sind als wir in Deutschland. Hier gibt es einen gewissen Nachholbedarf. Das ist auch Teil der Arbeit im Komitee: Cultural Diversity, Gender, LGBTQ+, Differently Abled. Ich glaube, Deutschland muss da als Gesellschaft noch ein bisschen lernen – aber auch die Finanzindustrie. Deshalb war es mir auch wichtig, dass das deutsche Office von Fidelity – wir sind 450 Mitarbeiter am Standort – im Komitee präsent ist. Der dritte Punkt ist eher persönlich. Als ich jung war, gab es keine Role Models. Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir diese in der Industrie, in Senior Positionen, benötigen. Und von daher bin ich auch froh, dass ich neben der Mitgliedschaft des Global Diversity & Inclusion Committees auch der Co-Executive Sponsor von dem LGBTQ+ Network bin. Das ist eine intensive Komitee- Arbeit, die sehr ernst genommen wird. Und ich kann mit Stolz berichten, dass wir einige Auszeichnungen für unser Engagement erhalten haben, wobei hier von Jahr zu Jahr die thematische Messlatte höher gelegt wird. Die Themenbereiche gehen häufig tief hinein in die Unternehmenskultur und Unternehmensrichtlinien. Als globales Unternehmen besteht für Fidelity auch die Herausforderung, Ziele im Bereich Diversität, die wir in Europa bereits umsetzen konnten, auch in andere Regionen der Welt zu tragen. (sg)