FFB bleibt unter dem Fidelity-Dach und ist auf Wachstumskurs
18.12.2024
Chefredakteur Alexander Heftrich (li.) und Redakteur Stefan Gehrke (re.) im Gespräch mit FFB-Geschäftsführer Jan Schepanek
Jan Schepanek ist Sprecher der Geschäftsführung der FIL Fondsbank (FFB) von Fidelity International. Neben seinen Aufgaben bei einem der größten Fondsanbieter in Deutschland engagiert sich der Finanzexperte intensiv für soziale, arbeitsrechtliche und genderrelevante Aspekte im Unternehmen. finanzwelt besuchte Jan Schepanek in der Zentrale im hessischen Kronberg.
finanzwelt: Herr Schepanek, im Sommer 2023 gab es Medienberichte, wonach Fidelity den Verkauf der FIL Fondsbank erwäge. Wie ist der Status quo zum Jahresausklang 2024?
Jan Schepanek» Im August des letzten Jahres haben wir unseren Mitarbeitern kommuniziert, dass wir auf die Suche nach einem strategischen Partner für die FFB gehen. Jedes Unternehmen, das sich dynamisch weiterentwickeln will, analysiert regelmäßig seine Geschäftsfelder. Fidelity ist global aktiv, in 27 Ländern mit einer Vielzahl an Aktivitäten. Und diese werden regelmäßig strategischen Reviews unterzogen. Eine mögliche strategische Partnerschaft wurde immer vor dem Hintergrund betrachtet, ob eine solche unser Wachstum deutlich beschleunigen kann. Eine strategische Partnerschaft kann viel bedeuten – eine Vertriebspartnerschaft, ein Joint Venture. Wir sind in den vergangenen knapp zwölf Monaten aktiv in den Markt gegangen, haben mit verschiedenen Playern gesprochen und konnten diesen Prozess, eine Art ‚introspektives Self Audit‘, im September abschließen. Das Ergebnis: Wir werden die FFB nicht verkaufen und keine Partnerschaft eingehen. Wir sind sehr gut im Markt positioniert und sehen die besten Chancen, das Wachstum der FFB unter dem Dach von Fidelity voranzutreiben. Kurz: Wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis.
finanzwelt: Und die kolportierten personellen Reduzierungen sind damit auch vom Tisch?
Schepanek» Die FFB ist sehr schlank aufgestellt. Daher haben wir personell nicht abgebaut – ganz im Gegenteil planen wir, neue Stellen zu schaffen. In den vergangenen Jahren haben wir uns insbesondere mit der Entwicklung neuer Unternehmensbereiche befasst.
finanzwelt: Welche Bereiche sind das konkret?
Schepanek» Die Kapazitäten des Vertriebs, also die Betreuung der Pools und der Berater, wurden verdoppelt. Wenn wir uns die Zusammenarbeit mit Pools anschauen, geht es ja nicht in erster Linie um einen Produktverkauf. Man muss vielmehr ein Verständnis für das Geschäftsmodell haben und die Herausforderungen verstehen. Wir müssen gemeinsam mit den Pools an Lösungen arbeiten, diese dann in unsere Organisation hineintragen und in konkrete Produktlösungen übersetzen. Und da müssen wir tief in unsere Organisation gehen, in unsere Prozesse, in unseren Tech Stack, was ein deutlich erweitertes Anforderungsprofil an unseren Vertrieb stellt. Was wir vertrieblich besonders erfolgreich gelöst haben, ist das Thema vertikale Integration mit den Pools. Unsere API-Schnittstellen werden sehr gut wahrgenommen, sie helfen den Pools beim reibungslosen Prozess. Es hilft uns natürlich auch, End-to-End digital, also papierlos, zu operieren.
finanzwelt: Wie hat sich also das Fonds-Plattformen- Geschäft in diesem Jahr entwickelt?
Schepanek» Wenn man einen Blick auf die BVI-Statistik wirft, dann war 2024 kein besonders berauschendes Jahr. Vor diesem Hintergrund konnte sich die FFB sehr gut behaupten und weiterentwickeln. Wir sind jetzt bei 1,2 Mrd. Euro Netto-Sales. Das heißt, dass wir umgerechnet mehr als doppelt so stark gewachsen sind wie der Markt. Das zeigt uns natürlich, dass wir im Vergleich zum Wettbewerb nicht nur sehr gut dastehen, sondern auch Marktanteile dazugewinnen konnten. Wir verzeichnen gerade ein Rekordlevel von 40,5 Mrd. Euro an administriertem Vermögen. Mit der aktuellen Klarheit, dass wir langfristig unter dem Fidelity- Dach bleiben, ist das für uns auch so etwas wie ein Startschuss: Unser gestecktes Ziel ist jetzt, die Assets in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Bei den Kundendepots möchten wir von aktuell 650.000 auf eine Million kommen.
finanzwelt: Was ist in diesem Zusammenhang Ihr USP?
Schepanek» Wir sehen uns als Qualitätsführer im Markt der Fondsplattformen und haben seit jeher großen Wert auf gute Betreuung, guten Service und reibungslose Abläufe gelegt. Aus diesem Grund haben wir auch unseren Vertrieb und Service-Bereiche deutlich ausgebaut. Das, was wir darüber hinaus sehr gut machen, sind unsere Schnittstellen, die genannte vertikale Integration. Diese erlaubt uns und unseren Partnern, friktionslos zusammenzuarbeiten. Nimmt man beide Komponenten zusammen – unseren neu aufgestellten Vertrieb und unser Schnittstellen-Management, liegt unser Vorteil darin, dass wir sehr partnerschaftlich mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Wir entwickeln Produkte oder Lösungen zusammen mit unseren Partnern in einer sogenannten ‚Co-Creation‘. Im letzten Jahr konnten wir ein Tool einführen, das die digitale Vermögensverwaltung für kleinere Investmentsummen regelt. Dies wurde mit einem Partner exklusiv gestartet, und jetzt haben wir es mit weiteren Partnern umgesetzt. Innerhalb der letzten sechs Monate haben wir dadurch 10.000 neue Depots hinzubekommen.
finanzwelt: Kommen wir zu einem finanzpolitischen Thema: Im Oktober hatte das Bundesfinanzministerium seine Pläne für ein privates Altersvorsorgedepot vorgelegt. Hatte Sie der finale Entwurf in seiner Stoßrichtung überrascht?
Schepanek» Ich bin total begeistert und empfinde das Konzept als großen Schritt nach vorne! Trotz dem Aus der Regierung bin ich optimistisch, dass das Altersvorsorgedepot zumindest in einer ähnlichen Form auch unter einer neuen Regierung kommen kann. Ich habe schon immer betont, dass das Investieren auch eine kulturelle Komponente in sich trägt. Das Altersvorsorgedepot sehe ich hier auch als intuitives Mittel, um die Investmentkultur in Deutschland zu stärken. Es macht es einfacher, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen – ähnlich wie wir das mit den spezifischen Depots und Plänen in den USA und Großbritannien sehen.
finanzwelt: Eine Veränderung im kulturellen System bedarf ja auch immer eines gewissen Zeitraums. Dass die Deutschen, die ja eher auf Garantieprodukte fokussiert sind, plötzlich ein Volk von Aktionären werden, ist ja eher unwahrscheinlich. Da ist auch die Kommunikation gefordert und das geht auch nur mit einem gewissen Risikobewusstsein der Investoren …
Schepanek» Ich glaube, dass wir schon einen großen Schritt nach vorne gegangen sind, was die Risikobereitschaft betrifft – gerade, wenn man sich die jüngere Generation im Land anschaut. Der Publikumsfonds ist nach dem Sparprodukt immer noch das attraktivste Einstiegsprodukt für Privatanleger. Die Zahl liegt in Deutschland aktuell bei 1,2 Bio. Euro, und wir rechnen damit, dass sich dieser Wert bis 2030 auf 2,2 Bio. Euro verdoppelt – ein Anstieg von 6 % pro Jahr. Allerdings: Die Aktien-Allokationen wachsen deutlich schneller – von 600 Mrd. Euro auf 1,2 Bio. Euro. Publikumsfonds und Einzelaktien sind beides Wachstumsbereiche, wenn auch der Publikumsfonds das wichtigere Instrument für Privatanleger ist, weil er im Gegensatz zur Einzelaktie konzeptionell gestreut ist. Wir alle erinnern uns an Aktien-Booms, beispielsweise rund um die Telekom-Aktie, die dann in einigen Fällen böse ausgegangen sind. Die von der Ampel geplanten staatlich geförderten Altersvorsorgedepots inklusive entsprechender Sparpläne sind chancenreicher, flexibler und transparenter als das Gros der bisherigen Lösungen. Ein solches Angebot würde auch helfen, die Investitionskultur in Deutschland weiter zu stärken. Regelmäßiges Ansparen hilft Privatanlegern, souveräner verschiedene Marktphasen zu durchlaufen.