Fest im Sattel?

07.04.2020

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Notenbank kann Zinsen weiter senken

Er drängt quasi die US-Notenbank zu einer lockereren Geldpolitik. In der Konsequenz könnte das niedrigere Zinsen und/oder sogar Anleihenkäufe (analog zur EZB) bedeuten. Allein im vergangenen Jahr gab es drei Zinssenkungen. Nun liegt die Obergrenze des Leitzinses in den USA bei 1,75 %. „Eine Zinswende nach oben erwarten wir explizit nicht. Vielmehr wird die Notenbank die Märkte 2020 weiterhin mit einer expansiven Politik unterstützen“, bemerkt Till Budelmann, Kapitalmarktstratege der Privatbank Bergos Berenberg an dieser Stelle. ETHENEA-Experte Schmitt zieht sogar die Option weiterer Zinssenkungen in Betracht. „Sollte die globale Suche nach Rendite wieder Druck auf die langfristigen US-Zinsen bringen und sich in der Folge die Zinskurve invertieren, wäre die FED abermals gezwungen nachzuziehen und trotz des optimistischen Wachstumsausblicks die Zinsen zu senken“, sagt Schmitt. Sozusagen alle Ampeln auf Grün? Nun, ganz so einfach stellte sich die Situation im Frühjahr dieses Jahres nicht dar. Zum einen ist der lange schwelende Handelskonflikt mit China noch nicht ganz vom Tisch. „Ein Wiederaufleben der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China würde natürlich eine große Belastung darstellen, preist der Markt auf diesem Feld doch aktuell ganz eindeutig eine Beruhigung ein“, merkt Kapitalmarktstratege Budelmann an. Das größte ökonomische Risiko stellt aktuell sicherlich der Corona-Virus dar, der nicht unerhebliche Spill-Over-Effekte auf die USA haben könnte. Einige US-amerikanische Unternehmen waren beispielsweise bereits gezwungen, Niederlassungen in China zu schließen und Fluggesellschaften haben zeitweise ihren Flugverkehr ins Reich der Mitte eingestellt. Und in diesem Zusammenhang gesellt sich ein weiterer wichtiger Faktor hinzu: Der US-Dollar. Ein starker Greenback, wie zuletzt tendenziell gesehen, ist für viele exportgetriebene US-Unternehmen eher hinderlich, zumal die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in heimische Währung verringert werden. Allein unsere Gemeinschaftswährung Euro hat in den vergangenen zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar massiv verloren, von 1,25 auf zeitweise unter 1,08. Die Stärke der US-Währung dürfte Trump nicht gefallen, zumal er für seine Politik des „America-first“ eine eher schwache US-Währung braucht. Branchenspezifisch sieht Volkswirt Spence erwähnenswerte Chancen in der Halbleiterindustrie. Unternehmen in diesem Umfeld hätten die Möglichkeit, die Preise aktiv mitzugestalten. Portfoliomanager Schmitt erkennt ferner auch positive Vorzeichen für konjunktursensitive Branchen. (ah)

Fazit

Der US-Wirtschaft droht wohl keine Rezession, gleichwohl die Wachstumsraten nicht mehr so gewaltig sind wie in der Vergangenheit. Zum jetzigen Zeitpunkt spricht vieles für eine Wiederwahl von Trump im Herbst. Er gilt auch als Favorit unter den US-Ökonomen. Zinssenkungen sind 2020 nicht ausgeschlossen. Die US-Notenbank hat hier noch mehr Spielraum als die EZB. Berater sollten sich auch vor Augen führen, dass der US-Aktienmarkt seit Ausbruch der Finanzkrise währungsbereinigt tendenziell risikoärmer ist als der europäische Markt und Heimat vieler leistungsstarker Technologiewerte.