Femtech: Großes Potenzial, (noch) wenig Kapital

12.11.2021

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Die Wende einer unterbewerteten Industrie

Denn: Die Wissenschaft liefert viel weniger Daten über die medizinischen Bedürfnisse der Frau, als möglich wäre. Studien zu Krankheiten, von denen alle Menschen betroffen sein könnten, werden laut Economist eher an Männern durchgeführt. In den inklusiveren Studien, so Hormon-Expertin Alisa Vitti, werden die Ergebnisse selten nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Das hat zur Folge, dass uns viele mögliche Erkenntnisse und Daten über die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei Krankheitsverläufen entgehen – auch im Hinblick auf die Wirkung von Medikamenten. Das erschwert die Argumentation bei Fakten-fokussierten Investoren.

Trotz dieser Hindernisse stehen die Wachstumsperspektiven nicht schlecht. Der Markt für Femtech könnte sich von 22,5 Milliarden Dollar in 2020 auf 65 Milliarden Dollar bis 2027 fast verdreifachen. Das prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Global Market Insights. Unter anderem solche Aussichten helfen dabei, die Wende zu schaffen und Investoren anzulocken. Ein weiterer Grund: Es gibt immer mehr Geldgeberinnen. Und: sie kreieren Strukturen, um gezielt Gründerinnen oder Femtech zu fördern. So finanziert in den USA die Investorin Tracy Warren mit ihrem Fonds Astarte Ventures ausschließlich Firmen, die Lösungen für die Gesundheit von Frauen und Kindern entwickeln.

Rekordjahr 2021?

Aber auch Großkonzerne und Milliardäre wagen sich langsam an das Thema. Bayer hat z.B. letztes Jahr für 425 Millionen Dollar KaNDy gekauft, ein Unternehmen, das nicht-hormonelle Behandlungen für die Symptome von Wechseljahren anbietet. Bill Gates investiert in das Startup BIOMILQ, das an der Markteinführung von zellgezüchteter Muttermilch arbeitet. Dieses Jahr hat schon jetzt ein Rekord-Investitionsvolumen von über 1,2 Milliarden Dollar gebracht. (sh)