EZB-Politik: Die Zeit drängt, entschlossenes Handeln ist gefragt

17.08.2022

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Eine schwache Reaktion auf die rekordhohe Inflation würde auch die Glaubwürdigkeit der EZB unwiderruflich beschädigen. „Ein Glaubwürdigkeitsverlust kann für Zentralbanken sehr kostspielig sein, da er sie zu längeren und schmerzhafteren Straffungszyklen zwingen kann“, erklärt der Investment Stratege. „Die EZB sollte deshalb ein deutliches Zeichen setzen, dass sie nicht akzeptiert, dass sich die Inflation verfestigt.“ Dr. Siviero erwartet, dass die EZB weiterhin entschlossen handelt, um so die Inflationserwartungen zu manifestieren.

„Die EZB verfolgt kein bestimmtes Wechselkursziel, aber die jüngste rasche Abwertung des Euro beeinträchtigt die Inflationsaussichten und schadet den europäischen Verbrauchern“, sagt Dr. Andrea Siviero. Die Divergenz der geldpolitischen Maßnahmen sei einer der Hauptgründe für die Schwächung des Euro. Ein entschlossenes Handeln der EZB könne zu einem stärkeren Euro beitragen und damit die Eurozone vor einer weiteren Beschleunigung der Inflation schützen.

„Das Zeitfenster für die EZB schließt sich“, betont Dr. Siviero. Die EZB liege im Kampf gegen die Inflation hinter den großen Zentralbanken zurück und sei gut beraten, ihre Politik in den kommenden Monaten noch weiter zu straffen, um den notwendigen politischen Spielraum zu gewinnen, um einer drohenden Rezession oder künftigen exogenen Schocks zu begegnen.

Fazit

Dr. Andrea Siviero resümiert: „Die Eurozone wurde mit der Erbsünde einer gemeinsamen Währung für Länder mit unterschiedlicher Wirtschaftsleistung geschaffen, die von nationalen Interessen geleitet werden. Die EZB sollte sich jedoch nicht für die strukturellen Schwächen der europäischen Konstruktion verantwortlich fühlen. Vielmehr sollte sie sich auf ihr Mandat der Preisstabilität konzentrieren und die richtigen Entscheidungen zum Wohle der europäischen Bürger treffen.“

Kommentar von Dr. Andrea Siviero, Investment Strategist ETHENEA Independent Investors S.A.