Es gibt keinen Aufzug zum Erfolg, man muss die Stufen nehmen!

11.10.2022

Alexander Heftrich (li.), leitender Redakteur Investmentfonds und Gunter Schäfer (re.) / Foto: © Sabrina Henkel, finanzwelt

finanzwelt: Klima- und Wasserfonds, Rock ‚n‘ Roll-Fonds. Da fließen immer Stories neben den harten Fakten ein, oder?

Schäfer» Menschliches Verhalten wird maßgeblich von Emotionen gesteuert. Wir liefern Geschichten zu den Fonds, bauen somit eine Ebene des Vertrauens und Erlebniswelten auf, der Schlüssel für Akzeptanz. Und die Begeisterung schwappt irgendwann über. Auch hinter der Fassade des eher konservativen Bankers steckt ein Mensch mit Bedürfnissen und wir erleben oft, dass diese Menschen nach einem Vortrag begeistert auf uns zukommen und unsere Geschichten dann in der Beratung selber nutzen, um ihre Bankkunden zu begeistern.

finanzwelt: Nun haben Sie bei der ÖKOWORLD verschiedene Positionen inne. Presse, Marketing und im Bankenvertrieb. Es ist doch bestimmt nicht immer einfach, die einzelnen Rollen unter einen Hut zu bekommen?

Schäfer» Ja, aber wenn die Passion stark ist, lässt es sich managen. Ich bin mir darüber im Klaren, welche Erwartungen an mich in der jeweiligen Rolle gestellt werden und weiß, welche Kräfte und Ansprüche mich im Innern antreiben und wichtig sind. Diese verschiedenen Rollen einzunehmen, hat auch Vorteile – ich muss mich nicht endlos mit anderen Kollegen abstimmen. Und ich bin nicht alleine – mit meiner innovativen, zielstrebigen Marketing-Kollegin Tanja Dillenberger haben wir einen echten Glücksgriff getan. Mein Vertriebskollege Marcus Langer ist voll auf Zack. Verena Kienel und Mathias Pianowski, die stellvertretende Leitung unseres Nachhaltigkeitsresearchs, und unsere Fondsmanager Alexander Funk und Nedim Kaplan plus deren Teams sorgen dafür, dass unsere Geschichten auf stabilen Beinen stehen. Alle Mitarbeitenden von ÖKOWORLD ziehen an einem Strang. Alfred Platow schaut uns über die Schulter und lässt uns machen.

Nach dem Ausflug zum Drachenfels beenden wir das Interview bei einem gemeinsamen Mittagessen. Es gibt Flammkuchen. Ab und an schaut Gunter Schäfer auf sein Handy – so

ganz ohne geht es in seiner Position nicht.

finanzwelt: Zum Abschluss einige persönliche Fragen. Zum Abschalten gehören Hobbies. Was zählt bei Ihnen dazu?

Schäfer» Reiten, Kajakfahren, mit unseren Islandpferden und unserem Labrador in der Natur sein und natürlich auch mal meiner musikalischen Leidenschaft, dem Rock ‚n‘ Roll, insbesondere den Rolling Stones, nachgehen. Quality-Time mit meiner Familie zu verbringen, steht an erster Stelle, denn Zeit ist ein kostbares Gut.

finanzwelt: …was regt Sie auf?

Schäfer» Ein weites Feld. Zum einen sind viele Leute heutzutage schlicht zu egoistisch, es fehlt an Rücksichtnahme. Und es gibt generell zu viele Leute, die reden, ohne etwas zu sagen. Mitreden ohne Ahnung zu haben, finde ich schlimm. Frische Ideen zu fordern, ohne selber welche zu haben. Die Verrohung der Gesellschaft belastet zunehmend.

finanzwelt: Last but not least – 2022 ist ein schwieriges Jahr. Der wirtschaftliche Abschwung steht vor der Tür, überlagert wird alles vom nicht enden wollenden Krieg in der Ukraine. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Schäfer» Ich bin überzeugter Pazifist, ich habe den Kriegsdienst verweigert und 20 Monate bei der Arbeiterwohlfahrt in meiner Heimatstadt Gießen Zivildienst geleistet. Der kriegerische Beschuss des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja macht mir Sorgen. Die Sicherheit ist in Gefahr, Radioaktivität könnte austreten. Anhand dieser Situation wird uns nochmal unangenehm vor Augen geführt, dass Atomkraft doppelt gefährlich ist. In diesem Krieg dient diese Energiequelle nun auch als Waffe. Ist das nicht fürchterlich?