Entscheidung mit Rechenschieber

09.04.2020

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Auf Gedeih und Verderb ausgeliefert

Kein Muster ohne praktischen Wert dürfte die Überlegung vieler Menschen sein, ob sie aus der GKV in die PKV wechseln oder besser in der GKV bleiben und private Zusatzpolicen abschließen sollen. Die Antwort fällt sicher nicht leicht, wie auch Hans-Josef Schmitz, Leiter Innovation und Angebotsservice im AXA Konzern, einräumt: „Die Bundesbürger, das zeigen aktuelle Umfragen, sind mit ihrer medizinischen Versorgung sehr zufrieden – vor allem in der Privaten Krankenversicherung (PKV), aber eben auch in der Gesetzlichen Krankenkasse.“ Die Wahl für die eine oder andere Richtung sei eineA sehr persönliche Entscheidung, die von vielen individuellen Faktoren wie z. B. Alter, Familiensituation oder Einkommenshöhe abhänge. Ursula Clara Deschka, Vorstandsvorsitzende ERGO Krankenversicherung und Mitglied des Vorstands der DKV Deutsche Krankenversicherung AG, nennt ein weiteres wichtiges Kriterium, das es zu beachten gelte: „Die Politik entscheidet, welche Leistungen zukünftig durch die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt werden, ohne dass man selbst gegebenenfalls auf diese Kürzungen reagieren kann.“ Dass die PKV an Attraktivität eher zulegte zeigten die Versichertenzahlen der letzten beiden Jahre. Auch 2019 seien erneut mehr Menschen von der GKV in die PKV gewechselt als umgekehrt. Ulrich Lamy, Mitglied der Vorstände der Barmenia Versicherungen a. G., ergänzt: „Mit ihrer Entscheidung können die Versicherten auch ihre Kosten optimieren, denn der Leistungsumfang beeinflusst automatisch die Prämienhöhe. Demgegenüber werden in der gesetzlichen Krankenversicherung als Pflichtversicherung weitgehend einheitliche Leistungen angeboten.“ Bedenke man, dass der Höchstbeitrag in der GKV inklusive Pflegepflichtversicherung in diesem Jahr bei rund 840 Euro liege, so sollte man sich tatsächlich genau überlegen, ob der Wechsel in die PKV schließlich nicht doch vernünftiger wäre. Wenn neben der GKV eine private Zusatzpolice gewählt werde, so sei das auf jeden Fall ebenso eine gute Entscheidung. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland sei gesetzlich krankenversichert. Damit seien die Menschen im Krankheitsfall grundsätzlich gut abgesichert. Wer aber einen besseren Versicherungsschutz haben möchte, könne die GKV-Leistungen nach individuellen Bedürfnissen durch ambulante und stationäre Zusatztarife der PKV ergänzen. In der Tat ist das Angebot am Markt groß, es lässt sich eigentlich für jeden ein individuelles Paket schnüren. Je nach Wunsch kann dies eine Zahnzusatzversicherung, ein ambulantes „Mehr“, ein Krankentage- bzw. Krankenhaustagegeld oder aber auch eine stationäre Zusatzversicherung oder ein Pflegemonatsgeld sein. Die angebotenen Tarife lassen keine Wünsche offen.

Staat sollte Kooperationen fördern

Und dann sind da auch noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung des Versicherungsschutzes. So sagt Schmitz: „AXA kooperiert bereits seit einigen Jahren mit der HEK – Hanseatische Krankenkasse.“ Man biete über diese Kooperation die Möglichkeit, sich bei der HEK gesetzlich zu versichern und diese Leistungen durch Zusatzversicherungen ganz nach Bedarf zu ergänzen. Lamy benennt Vorteile solcher Modelle: „Das gilt natürlich auch für Kooperationstarife, bei denen der Versicherte besondere Leistungen zu besonders günstigen Prämien erhält.“ Ein weiterer Vorteil bei Kooperationstarifen, sei auch der weitgehende Verzicht der Versicherer auf Wartezeiten. Neben Kooperationsmodellen werde aber auch ein anderes Modell immer interessanter, nämlich die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Dieses Produkt habe großes Zukunftspotenzial und komme in der Praxis zunehmend gut an. Laut Deschka sollte aber auch die Politik tätig werden: „Wir arbeiten mit vielen Krankenkassen zusammen, die ihren Versicherten unsere Ergänzungsversicherungen anbieten. Der Gesetzgeber könnte diese Form der Zusammenarbeit sicherlich noch stärker fördern.“ (hdm)