Emissionshandel und CO2-Steuer bringen grüne Energien auf Platz 1
18.11.2019
Jörg Busboom, Geschäftsführer ÖKORENTA / Foto: © ÖKORENTA
Die Anteilseigner regenerativer Kraftwerke können optimistisch in die Zukunft schauen. Es spricht alles dafür, dass die Nachfrage nach Strom aus Windparks und Photovoltaikanlagen steigt und Investitionen in grüne Energien deshalb zumindest wertstabil bleiben, wenn nicht sogar Wertzuwächse erzielen.
Klimaschutz zurück auf der politischen Tagesordnung
Zwei Gründe nähren diesen Optimismus. Zum einen hat die EU ihren 2005 eingeführten Emissionshandel nun endlich scharf gestellt; das erhöht die Preise für fossile Energie spürbar. Und zum anderen haben die unablässigen Regengüsse im Jahr 2017, die Hitze im Sommer 2018 und die nicht nachlassende Trockenheit dieses Jahres den Klimaschutz wieder auf Platz eins der politischen Tagesordnung gesetzt. Bankenkrise, Griechenlandkrise, Flüchtlingskrise, Koalitionsbildung, AfD-Aufstieg (um nur Einiges zu nennen) hatten in den Jahren zuvor die Aufmerksamkeit der Bürger mehr gefesselt und den Fokus der Politik gelenkt. Die Erderwärmung war zu einem Problem unter vielen geworden – bei einigen sogar zu einem nachrangigen. Klimapolitik erschöpfte sich in „Pille-Palle“ (Angela Merkel).
Damit ist Schluss. Der öffentliche Druck auf Regierung, EU-Kommission und Parlamente wächst, den CO2-Ausstoß möglichst schnell auf null zu bringen; nicht zuletzt „fridays-for-future“ hält diesen Druck konstant. Deutschland wird deshalb, so alle Signale aus Berlin, auch dem CO2-Ausstoss, der bislang nicht vom Zertifikate-Handel erfasst wurde, einen Preis geben. Autofahren und Heizen werden wohl deutlich teurer, wenn dabei fossile und nicht regenerative Energien zum Einsatz kommen. Vermutlich führt Berlin sehr schnell eine rein deutsche CO2-Steuer ein, die dann von einer Ausweitung des EU-Emissionshandels auf Verkehr und Gebäude abgelöst wird.
EU-Emissionshandel endlich scharf gestellt
Das Prinzip des Emissionshandels ist ebenso einfach wie wirkungsvoll. Wer Kohlendioxyd ausstößt, benötigt dafür eine Erlaubnis in Form eines Zertifikates, das durch den Ausstoß erlischt. Die Politik kann den Ausstoß zielgerichtet vermindern, wenn sie Jahr für Jahr weniger Zertifikate ausgibt. Die gesetzlich vorgegebenen Reduzierungsziele werden erreicht, selbst wenn die Verschmutzer die Zertifikate geschenkt bekommen. In Europa gibt es aber nur einen Teil der Zertifikate kostenlos, ein anderer wird versteigert. Zudem ist es den CO2-Emittenten erlaubt, Zertifikate untereinander und an der Börse zu handeln. Der Kohlendioxyd-Ausstoß bekommt dadurch einen Preis und die Emittenten haben die Wahl, entweder Verschmutzungsrechte zuzukaufen, oder in die CO2-Reduzierung zu investieren, um mit den zugeteilten Zertifikaten auskommen.
2005 hat die EU den Emissionshandel für 12000 Unternehmen, die für 47 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich sind, eingeführt, doch der Wirkung ihres Instrumentes durch Ausgabe viel zu vieler Zertifikate gleichzeitig entgegengearbeitet. 2018 kündigte die EU dann jedoch an, mit der laxen Praxis Schluss zu machen und die Menge der Zertifikate ab 2020 jährlich nicht mehr nur um 1,74 sondern um 2,2 Prozent zu verringern. Außerdem werden ab 2020 weniger Zertifikate versteigert, um den in den Jahren zuvor im Markt aufgebauten Überschuss an Emissionsrechten nach und nach abzuschöpfen. Allein schon diese Ankündigung hat dazu geführt, dass der Preis für den Ausstoß von einer Tonne CO2 von vorher 5 bis 7 Euro in ganz kurzer Zeit auf jetzt 25 bis 30 hochgeschnellt ist. Die Unternehmen haben sich schnell mit deutlich teureren Zertifikaten eingedeckt, weil sie davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen, wenn die angekündigten Maßnahmen erst einmal greifen.
Warum sich nun neue Konkurrenzverhältnisse ergeben, lesen Sie auf Seite 2