Emissionshandel und CO2-Steuer bringen grüne Energien auf Platz 1

18.11.2019

Jörg Busboom, Geschäftsführer ÖKORENTA / Foto: © ÖKORENTA

Neue Konkurrenzverhältinisse

Die gestiegen Kosten für die Verschmutzungsrechte verändern die Konkurrenz-Verhältnisse zwischen den Energieträgern. Die Nachfrage nach regenerativ erzeugter Energie wird steigen, weil sie sich zur preiswertesten Energie entwickelt.

Da die Preise für Gas, Öl, Steinkohle und Zertifikate schwanken, der Preis für Braunkohle unbekannt ist, weil die Energieunternehmen für den Preis für ihre selbstgeförderte Braunkohle nicht öffentlich machen, der Energiepreis zudem vom Wirkungsgrad der einzelnen Kraftwerke und ihrer Einsatzzeit abhängt und auch noch unbekannt ist, wie viele preiswerte Verschmutzungsrechte die einzelnen Unternehmen noch besitzen, wäre eine detaillierte Prognose zur Entwicklung der Konkurrenz zwischen den Energieträgen fahrlässig. Doch eine allgemeine Richtung ist erkennbar: wenn man von einem Preis für Zertifikate von 30 Euro pro Tonne ausgeht und annimmt, dass die „besten“ Braunkohlekraftwerke mit Grenznutzenkosten von 1,2 Cent arbeiten und pro erzeugter Kilowattstunde 1,17 Kilogramm CO2 ausstoßen, dann steigen die Grenzkosten dieses Kraftwerks auf knapp 4 Cent. Für vier Cent lässt sich aber auf guten Standorten auch Windstrom erzeugen. Ebenfalls ist davon auszugehen, dass abgeschriebene Windparks, die ab 2021 aus dem EEG fallen, im Durchschnitt für vier Cent pro Kilowattstunde weiter betrieben werden können.

Für das Verhältnis von Steinkohle und Gas gibt es ähnliche Berechnungen, so dass die Verteuerung der Verschmutzungsrechte auch zu einem vermehrten Einsatz von Gaskraftwerken führen könnte. Das ist nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern auch für die Stromversorgung, da Gaskraftwerke sich der schwankenden Einspeisung der regenerativen Energien am besten anpassen können.

CO2-Steuer – Wie reagiert der Bürger?

Die Pläne der Bundesregierung, zukünftig auch dem CO2-Ausstoß von Verkehr und Gebäuden durch eine Steuer einen Preis zu geben, erhöhen die Konkurrenzfähigkeit der regenerativen Energie weiter. Kommt die am Verbrauch orientierte Steuer zusammen mit einer nicht verbrauchsorientierten Rückzahlung, dann haben die Bürger drei Möglichkeiten, zu reagieren. Erstens können sie die Steuer gewissermaßen ignorieren, also ihr Verhalten nicht ändern. Das aber ist nur solange relativ schmerzlos, solange die CO2-Steuer niedrig ist; je weiter sie steigt, umso unattraktiver ist diese Alternative. Zudem steht ihr das gestiegene Umweltbewusstsein entgegen.

Zweitens könne die Bürger Energie sparen, also öfter den Bus nehmen, sich ein E-Bike anschaffen, die Wohnungstemperatur senken, eine kleinere Wohnung beziehen, dämmen.

Und drittens können sie sich von den fossilen Energieträgern verabschieden. Je höher der Benzin- oder Dieselpreis steigt und je höher damit auch die pauschale Rückzahlung wird, umso attraktiver wird der Umstieg auf ein Elektroauto. Und das wiederum ist nur dann ein Beitrag zum Klimaschutz, wenn der Strom für dieses Auto nicht aus einem Braunkohlekraftwerk, sondern aus einem Windpark, einer Biogas- oder einer Photovoltaikanlage stammt. Je mehr Menschen auf E-Autos umsteigen, je mehr wird regenerativ erzeugter Strom zu einem knappen Gut.

Gastbeitrag von Jörg Busboom, Geschäftsführer ÖKORENTA