EM-Unternehmensanleihen versprechen attraktive Renditen
22.12.2020
Dorothea Fröhlich - © MainFirst AM
Seit 2012 ist Dorothea Fröhlich als Portfoliomanagerin bei MainFirst aktiv. Sie verantwortet Anlagen aus Schwellenländern für den MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced und den MainFirst Emerging Markets Credit Opportunities Fund. finanzwelt sprach mit ihr über die Attraktivität von EM-Unternehmensanleihen.
finanzwelt: Auch zur Jahreswende sind wir in einer angespannten Lage. Das Virus hält die Welt weiter in Atem. Wie haben sich die Schwellenländer vor diesem Hintergrund zuletzt entwickelt?
Dorothea Fröhlich: Natürlich konnten sich die Emerging Markets dem globalen Negativtrend im Frühjahr nicht entziehen. Dennoch lässt sich nun mit Blick auf das Gesamtjahr festhalten, dass sich die Schwellenländer besser entwickelt haben als angenommen. Ab dem dritten Quartal setzte eine Erholungsphase in diesen sich entwickelnden Märkten ein, da die weltweite Nachfrage anzog und die finanziellen Bedingungen förderlich blieben. Zudem stellt, ganz generell, die Altersstruktur von Schwellenländern einen günstigen Faktor dar. Wobei wir natürlich differenziert hinschauen müssen – die Emerging Markets sind sehr heterogen und das eben auch in ihrer Erholungs- und Wachstumsphase.
finanzwelt: Mit Blick auf 2021, stehen die Ampeln denn auf Grün?
Fröhlich: Tatsächlich sind die Aussichten für einen Wachstumsschub in den einzelnen Ländern vielversprechend. Insofern dürfte den Schwellenländern per se ein gutes Jahr bevorstehen. Das gilt insbesondere für die asiatischen Staaten, allen voran China, denen ein BIP-Wachstum von acht Prozent in 2021 prognostiziert wird. Die Konjunkturlokomotive China kam sozusagen früher wieder in Gang und Asien generell profitiert davon, die Corona-Pandemie vergleichsweise rasch zurückgedrängt zu haben. Zusammen mit den signifikanten Infrastrukturprogrammen stimmt diese Erholung auch positiv für die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten. Nicht nur Edelmetalle, sondern auch viele Basismetalle wie Kupfer und Agrarprodukte handeln aktuell auf einem Mehrjahreshoch. Für viele Schwellenländer, insbesondere in Lateinamerika und Afrika, sind Rohstoffexporte immer noch wichtige Wachstumstreiber. In Brasilien beispielsweise setzten sich 2019 zwei Drittel aller Exporte aus Rohstoffen zusammen. Die positive Preisdynamik wird sich hier durch die gesamte Wertschöpfungskette bemerkbar machen und das GDP-Wachstum dürfte positiv überraschen. Zusätzlich dürften die Schwellenstaaten vom schwächeren US-Dollar profitieren.
finanzwelt: Legt Corona demzufolge nochmal die Heterogenität der Schwellenstaaten dar und illustriert einen diversifizierten Investmentansatz?
Fröhlich: Zweifelsohne hat die Corona-Pandemie die Spreizung zwischen den Nachzüglern und jenen Ökonomien verstärkt, die derzeit ihre Wachstumsmodelle erfolgreich umstellen. Allerdings verschafft die Rückkehr zu einem strukturellen Rohstoffzyklus aber auch denjenigen Ländern Zeit, welche sich mit Reformen schwertun. Einige asiatische Staaten profitieren wohl auch in Zukunft stark vom weltweiten Trend zur Digitalisierung, der sich in der gegenwärtigen Krise nochmals beschleunigt hat.
finanzwelt: Nun bleibt das Niedrigzinsumfeld für Investoren eine große Herausforderung. Inwiefern sind Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine lohnenswerte Portfoliobereicherung?
Fröhlich: Fakt ist, dass sich diese Anlageklasse im Investmentspektrum vollends etabliert hat. Neben dem Argument, dass dieses Segment stetig wächst, kommen ganz grundsätzliche Erwägungen hinzu. Das mitunter wichtigste Merkmal von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern ist, dass sie sich zunehmend vom Staatsanleihen-Universum abheben und folglich gut zur Diversifikation in einem breiten diversifizierten Portfolio passen. EM-Unternehmensanleihen können höhere Renditen in Aussicht stellen, die sie verglichen mit ihren Pendants aus den entwickelten Staaten bei gleichzeitig identischen Ratings bieten. Auch die verhältnismäßig niedrigen Ausfallraten sind ein überzeugendes Argument für Corporate Bonds der Schwellenländer.
finanzwelt: Kommen wir zum MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced. Können Sie uns Ihren Investmentansatz etwas erklären? Wie positioniert sich der Fonds aktuell?
Fröhlich: Der MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced investiert sowohl in Investment Grade als auch in hochverzinsliche Hartwährungs-Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Dabei werden auch Unternehmen aus zweiter Reihe, die in den Nischenmärkten etabliert, jedoch unterbewertet sind, bei der Bottom-up-Titelselektion berücksichtigt. Zum Stichtag 30.11. kamen chinesische und mexikanische Titel zusammen auf gut ein Viertel im Portfolio. Sektorspezifisch halten wir Versorgungs- und Immobilienunternehmen für aussichtsreich. Dabei fokussieren wir insbesondere auf Unternehmen, welche von der Erholung der Konsumnachfrage profitieren, wie beispielsweise Shopping Malls. Rohstoffproduzenten sind im Portfolio zwar nicht übergewichtet, wir sehen hier aber sehr attraktive Opportunitäten im tiefen Ratingbereich, wo einige Unternehmen vom Markt noch als Ausfallkandidaten gehandelt werden, zu Unrecht aus unserer Sicht. Grundsätzlich gilt es jene Unternehmen zu filtern, deren Geschäftsmodelle widerstandsfähig genug sind, um auch einem Nachfragerückgang standzuhalten. (ah)