ELTIFs setzen sich durch
20.05.2020
Markus Pimpl, Member of Management im Bereich Client Solutions bei der Zuger Partners Group AG / Foto: © Zuger Partners Group AG
Die regulatorischen Vorgaben beinhalten, mindestens 70 Prozent des Fondsvermögens in illiquide, nicht-börsennotierte Anlageobjekte zu investieren, wobei eine Streuung über mindestens zehn Direktinvestitionen vorgesehen ist. Dabei ist das zulässige Investmentuniversum vergleichsweise klar umrissen. Explizit genannt sind die Bereiche Infrastruktur, Unternehmensbeteiligungen und Fremdkapitalfinanzierungen. Darüber hinaus sind auch Immobilieninvestments möglich, sofern sie Teil eines langfristigen Investitionsprojekts sind und nicht ausschließlich der Spekulation dienen. Insbesondere dürften Infrastruktur-Immobilien wie etwa Krankenhäuser, Schulen und Gefängnisse diesen Kriterien gerecht werden. Ferner sind auch klassische Sachwerte wie Flugzeuge, Schiffe und Schienenfahrzeuge sowie Anlagen und Maschinen zulässige Investitionsobjekte. Explizit ausgeschlossen sind dagegen Kunst- und Wein-Investments sowie direkte und indirekte Rohstoff-Anlagen.
Investments in andere Fonds sind nur in einem sehr engen Rahmen gestattet. Eine Dachfondskonstellation ist somit, aufgrund des Wunsches nach transparenten Gebühren und der Vermeidung von doppelten Kostenstrukturen, ausgeschlossen. Weiterhin sind Portfoliostrategien mit nur einem Anlageobjekt untersagt und mindestens zehn Investitionen gefordert, um in einem ELTIF ein Mindestmaß an Risikodiversifikation zu garantieren.
Des Weiteren sind die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten deutlich restriktiver definiert und ein langfristiger Fremdkapital-Hebel auf Fondsebene nicht möglich. Außerdem bleibt der Einsatz von Derivaten klar auf den Zweck der Absicherung von Portfoliorisiken, z.B. Währungsschwankungen begrenzt. Auch diese Bestimmungen tragen dazu bei, die Transparenz zu erhöhen und die Risiken zu senken.
Der klare rechtliche Rahmen, den der Gesetzgeber für ELTIFs vorgibt, macht sie zur eigentlichen Revolution des Segments für Alternative Investments. Dennoch verlief die Entwicklung des ELTIF Fonds-Segments zunächst verhalten. Mittlerweile aber wachsen sowohl die Zahl der ELTIF-Anbieter als auch die Nachfrage der Investoren. Heute bieten neben der Partners Group weitere Fondsgesellschaften ELTIFs mit unterschiedlichen Investitionsschwerpunkten an. Die Partners Group als ELTIF Pionier bereitet nach erfolgreichem Start der ersten ELTIF-Generation mit Schwerpunkt auf Private Equity derzeit die Lancierung der zweiten Generation mit einem Nachfolge-Private-Equity-ELTIF und einem breit über Privatmarktanlagen streuenden Produkt vor.
Hierin kommen die Vorzüge des ELTIF-Regimes voll zum Tragen: Gerade kleinere institutionelle, semi-institutionelle sowie private Investoren erhalten erstmals die Möglichkeit, über ein sehr klar reguliertes Vehikel in ein breit diversifiziertes Spektrum von Privatmarktanlagen zu investieren und so von unterschiedlichen Risikoprämien zu profitieren. Damit können sie die besonderen Charakteristika der Anlageklasse nutzen, ohne auf ein für sie angemessenes Schutzniveau verzichten zu müssen, wie z.B. eine sinnvolle Investmentdiversifikation. Dabei sind ELTIFs sehr einfach zu handhaben: Sie lassen sich per ISIN verbuchen und werden typischerweise auch steuerlich wie klassische Investmentfonds erfasst. Die effiziente Verwahrung und Administration, welche nahezu dem klassischen Aktienfonds angepasst ist, hilft weiterhin die Kosten für einen ELTIF Fonds zu reduzieren sowie den geschlossenen Fonds (ELTIF) ganzheitlich die Portfoliostrategie und Portfolioüberwachung zu integrieren
Die aktuelle Marktentwicklung belegt, dass diese ELTIF spezifische Kombination von einfachem Zugang und klaren, sinnvollen Investitionsregeln (regulierter Fonds) sowohl bei (semi-) institutionellen als auch bei qualifizierten privaten Anlegern auf wachsendes Interesse stößt. Auch wenn das Angebot noch überschaubar ist, zeichnet sich bereits ab, dass das ELTIF-Universum in den kommenden Jahren deutlich wachsen und einen neuen Standard für Infrastruktur-, Sachwerte- und Privatmarktanlagen-Vehikel etablieren wird.
Gastbeitrag von Markus Pimpl, Member of Management im Bereich Client Solutions bei der Zuger Partners Group AG