Einheitlich nach vorne

19.08.2019

Foto: © Grecaud Paul - stock.adobe.com

Tatsächlich gibt es in Europa einige geopolitische Problemfelder, die es zu lösen gilt. Der nach wie vor ungelöste Handelsstreit der Supermächte USA und China bewegt auch Europas Gemüter und belastet das Geschäft europäischer Firmen. Das bestätigte jüngst eine Mitgliederbefragung der EU-Handelskammern. Ib Fredslund Madsen, Chefstratege der dänischen Jyske Bank Gruppe, sagt in diesem Kontext: „Letztendlich erwarten wir nach wie vor eine Form von Kompromiss zwischen den USA und China im Hinblick auf den Handelsstreit, aber die Unsicherheit bleibt bestehen. Weiter unten auf der Liste der Unsicherheiten stehen der Brexit und die italienische Haushaltssituation. Diese sind aktuell keine akuten Probleme, aber sie haben das Potenzial, später in diesem Jahr „zu brodeln“. In der Tat könnte insbesondere unser beliebtes Urlaubsziel Italien für zusätzliche Störfeuer innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sorgen. „Europas neuer Krisenfall“, titelte das Handelsblatt Anfang Juni mit Bezug auf die Schuldenlast in Rom und der Ermangelung von Reformen. Zusätzlich ist die politische Lage brenzlig. „Bedenklich ist, dass die radikalen Lager weiterhin zunehmen – sowohl rechts auch links. Die klassische Mitte schrumpft. Positiv ist, dass das Thema Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle auch für viele Wähler spielt“, wirft DJE-Experte Köhn in diesem Zusammenhang ein. Wie schaut es ganz generell mit den Peripherieländern aus? Haben die Manager deren Quote gesenkt oder gehoben? Hier konnte man zuletzt den Eindruck gewinnen, dass sich Spanien und zum Teil Griechenland zumindest erholt haben. Doch gilt, dass zwar seit Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise Verbesserungen zu erkennen sind, aber die finanzielle wie politische Stabilität nicht entsprechend zugenommen hat. Zum Vergleich: Erwarten Ökonomen für die fünftgrößte Volkswirtschaft Europas Spanien, trotz leichter Abkühlung, ein vergleichsweise robustes Wachstum, so fällt das Fazit zu Italien sehr ernüchternd aus. Der Fokus liegt auf Italien, das mit Strukturproblemen zu kämpfen hat. „Die hohe Verschuldung ist in einem niedrigen Zinsumfeld beherrschbar, aber in einer Situation mit steigenden Zinsen könnten sich die Verschuldungsprobleme in der Peripherie schnell wieder manifestieren. Dort scheint Italien angesichts der Unsicherheit über den italienischen Haushalt und die Schulden das größte Potenzial zu haben, Probleme wieder auszulösen“, so der Tenor aus dem Hause Jyske Bank.

Festzuhalten bleibt, dass Investoren die Lage Südeuropas in den kommenden Monaten genau im Auge behalten sollten. Stock-Picking ist in diesen Märkten eine adäquate Möglichkeit, um chancenreiche Investmentopportunitäten herauszufiltern. Mitentscheidend für die künftige Entwicklung an den europäischen Börsen ist zudem, dass der US-Präsident durch seine protektionistische Politik nicht die Konjunktur in Europa nachhaltig ausbremst. Wie können Sie nun in europäische Assets investieren? Die Bandbreite an europäischen Aktienfonds und/oder ETFs öffnet Beratern jede Tür. Ob nun regional zentriert, auf den Euroraum beschränkt oder vorzugsweise ohne britische Aktien, die Fondsauswahl ist riesig. Zu den volumengrößeren zählt beispielsweise der Comgest Growth Europe EUR Acc. Aktuell weist der Fonds ein Übergewicht in den Sektoren Informationstechnologie und Gesundheit aus. Rund ein Fünftel der Assets sind in französische Aktien investiert, Großbritannien ist, gemessen an der Benchmark, deutlich untergewichtet. Auch der Threadneedle Specialist Investment Funds ICVC Pan European hat, mit Blick auf die Wertentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten, deutlich outperformt und die Konkurrenz hinter sich gelassen.

Fazit

Europa gehört per se als ein integraler Baustein in die Depots Ihrer Kunden. Ob zentriert auf die Lokomotive Deutschland oder eben breiter gefächert mit regionalen Schwerpunkten. In Südeuropa müssen strukturelle Hindernisse beseitigt werden, um kraftvoll nach vorne zu schauen. Generell ist Stock-Picking, das Auswählen einzelner attraktiver Aktien- werte, auch für den europäischen Kontinent ein zentrales Thema. (hsd)