Eine unendliche Geschichte

08.01.2018

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Die Notenbanken werden unendlich viel Geld drucken, die Weltschulden können sich unendlich erhöhen und Aktien und Bitcoins werden eine unendliche Hausse erleben. Weil die Zinsen nie wieder steigen, werden die Aktienmärkte nie wieder schwach. Diese Geschichte wird irgendwann einmal niedergeschrieben werden. Sie beginnt mit: Es war einmal im Jahre 2018 ….

Nun passt diese etwas ironische Einleitung gar nicht zu meiner grundsätzlichen Einstellung zu Kapitalanlagen. Ich bin überzeugt, dass ein Teil des Vermögens langfristig in Qualitätsaktien angelegt werden muss. Auch, dass man in einer eigenen Immobilie wohnen sollte. Allerdings möglichst schuldenfrei. Wer sich bei heutigen Niedrigzinsen „bis zur Halskrause“ verschuldet, um sein inzwischen verteuertes Eigenheim zu erwerben, sollte das Problem kennen, das nach Ablauf der Zinsfestschreibung an seine Tür klopfen könnte.

Denn: Wer sich hoch verschuldet, hat meist kein Geld für hohe Tilgung. Wenn aber irgendwann die Zinsen doch mal steigen, werden die Immobilienpreise zurückgehen. Auch der Wert der eigengenutzten Immobilie. Wird die Bank dann noch stillhalten, wenn die Beleihung nicht mehr 80 Prozent, sondern 100 Prozent oder mehr (siehe 2007 bis 2009) des Verkehrswertes darstellt? Und ist der Kredit noch bezahlbar, wenn sich der Kreditzins von zwei auf vier Prozent erhöht (2007: fünf Prozent)? Die Belastung damit für eine Kreditsumme von 500.000 Euro sich von 10.000 auf 20.000 Euro im Jahr erhöht? Zuzüglich der Tilgung von mindestens einem Prozent?

Während Nobelpreisträger Prof. Robert James Shiller von den teuersten Aktien seit 1929 und 2000 spricht, zeigen die Sentiment-Indikatoren neue Tiefs. Keine Angst unter den Börsianern, weil …. (siehe erster Abschnitt). Aber nicht nur die Aktienindices erreichen Höchststände, auch der weltweite Schuldenberg, die Bilanzen der großen Notenbanken (in USA verfünffacht in zehn Jahren), die Summe der auf Kredit gekauften Aktien (in US-Dollar 561 Mrd.) und die Summe der Derivateprodukte (ca. 750 Bill.!!!!!). Als i-Tüpfelchen gibt es jetzt auch welche auf Bitcoins.

Sind wir schon alle dement? Waren wir nicht Ende des Jahrhunderts alle so kleinkariert, dass wir nicht wahrhaben wollten, dass eine Firma, die mit 10 Mio. Umsatz, 50 Mio. Verlust erwirtschaftete, nicht mit einer Milliarde an der Börse bewertet werden kann? Als wir ungläubig den Kopf schüttelten, dass Schrottimmobilien eine Gelddruckmaschine sein soll? Aber wir haben ja heute eine ganz andere Situation. Aktien sind alternativlos. Die Wirtschaft wächst weiter. „Heute ist alles anders“. Börsenguru Kostolany hat diesen Spruch einmal zum teuersten Satz der Börse erkoren.

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