Ein Pladoyer für Immobileninvestments

13.12.2021

Rauno Gierig, CSO der Verifort Capital Group / Foto: © LyonelStief

finanzwelt: Was sind die Faktoren, die Sie bei Immobilien ruhig schlafen lassen? Gierig» Ich kann mir die Lage anschauen und ich habe andere Informationen, um eine Investment-Entscheidung zu treffen. Wie soll man das denn bei einem risikogemischten Aktienfonds machen? Immobilien sind aus meiner Sicht die attraktivste, stabilste und transparenteste Anlageform. Und sie wird weiterhin ein Riesen-Potenzial haben. Wir sind doch noch lange nicht am Ende. Das wird das Jahrhundert der Sachwerte. Und wer jetzt nicht investiert, wird sich hinterher ärgern.

finanzwelt: Rendite und Sicherheit. Das war schon immer ein Grund für Immobilien. Gerade weil Immobilien nicht so liquide und begrenzt fungibel waren. Aber früher hat man bei Immobilien deutlich höhere Renditen erzielt, egal ob bei Direktinvestments oder AIF. Die Renditen sind geschrumpft, was auch dem Markt geschuldet ist, weil die Einkaufspreise gestiegen sind, aber auch die Regulierungskosten. Also bekommt man eine gute Rendite nur noch über die Fremdkapital-Hebelung, oder? Gierig» Wir haben ja reguliert, wir dürfen maximal 60 Prozent hebeln. Aber es kommt im Vertrieb nicht so gut an, wenn man das komplett ausschöpft, auch wenn es für den Anleger sinnvoll wäre. Also liegen wir bei 50 Prozent Fremdkapital. Das ist besser vermittelbar und es kommt noch eine kleine Tilgung rein. Klar, das kostet schon Geld. Dazu kommt, dass wir auch etwas verdienen müssen. Und der Vertrieb, gerade im AIF-Bereich, ist nicht unbedingt bereit, auf Provision zu verzichten. Die Erwartungshaltungen an Investments und Rendite sind immer ganz hoch. Wohl wissend, dass die Einkaufsrenditen heruntergehen. Trotzdem wollen sie ihre vier Prozent sehen, obwohl wir bei der Pflege im Dreier-Bereich sind. Also muss ich nochmal kalkulieren, allerdings ohne viele Spielmöglichkeiten. Da muss noch etwas Aufklärungsarbeit geleistet werden.

finanzwelt: Ich glaube, Flexfonds hat mal angedacht, dass man eine Art Bestandsprovision einführt. Wenn man front up bezahlt, fehlt das Geld ja letztlich im Investment. Wenn das Geld aber mit investiert wird, profitieren hinten heraus alle davon. Gierig» Das kommt ganz stark auf die Vertriebe an. Im Vermögensverwaltungs- und Private Banking Bereich wollen alle sogar lieber Bestandsprovision haben. Der Vermittler, den wir adressieren, braucht das Geld aber meistens sofort. Bei einigen Produkten kann man den Spagat mit Anteilsklassen lösen: das gleiche Produkt, aber unterschiedliche Konditionen: Private Placement oder Publikumsfonds zum Beispiel. Aber es ist natürlich wieder ein Aufwand, weil die BaFin beide Anteilsklassen genehmigen muss. Zwei Anträge, doppelter Zeitaufwand, doppelte Kosten und zwei Mal das Risiko, ob sie es auch schnell genehmigt. Und falls die BaFin nicht sofort genehmigt, das wissen wir alle, kann es auch mal sehr sehr lange dauern.

finanzwelt: Kosten sind natürlich immer so ein Punkt. Egal ob Vertriebs- oder Managementkosten. Gierig» Das kommt beim deutschen Anleger immer schwierig rüber. Aber man muss trotzdem dem Kunden den Unterschied klarmachen: Ich kann selber eine Immobilie am Markt kaufen oder ich mache es über einen professionellen Fonds- und Asset-Manager. Ich würde die Phasen aufzeigen: Marktanalyse, Auswahl, Verhandlung, Finanzierung, Sanierung, Verwaltung, Verkauf. Wenn ich da mal Arbeitsstunden berechne, selbst Mindestlohn, was da zusammenkommen würde! Und ich kaufe mir dadurch aber Sicherheit und Service. Und beides gibt es nicht umsonst!

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