Ein „Like“ kann strafbar sein

08.08.2019

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UNKENNTNIS ÜBER RECHT UND UNRECHT IST GROSS

„Die normalerweise vorhandene Empathie ist im Netz geringer, da wir die direkte Reaktion des Gegenübers nicht sehen. Richtig gefährlich wird es, wenn der Streit eskaliert und es zu Verleumdungen, Hetze und Drohungen kommt“, erklärt die Psychologin Dr. Eva Wlodarek einen Grund für dieses respektlose und verletzende Verhalten. Erschreckend ist jedoch auch die Unkenntnis über Recht und Unrecht: 53 Prozent der jungen Mensch unter 30 Jahren weiß nicht, dass es strafbar sein kann, einen beleidigenden Kommentar mit einem „Like“ zu bestätigen. Und 19 Prozent denken sogar, sie dürfen andere Menschen ungestraft beschimpfen oder beleidigen. „Die zum Teil gravierenden Fehleinschätzungen der Verbraucher zur Rechtslage im Internet sind alarmierend. Hier ist dringend Aufklärung nötig“, gibt Stahl zu bedenken.

Große Unsicherheit herrscht vor allem beim Urheberrecht: Fast jeder zweite Deutsche weiß nicht, dass es strafbar ist, Filme und Musik oder selbst aufgenommene Videos von Konzerten ins Internet zu stellen. Besonders die jungen (18 bis 29 Jahre) und älteren (ab 60 Jahre) User weisen starke Wissenslücken auf. Mit jeweils rund 60 Prozent liegen sie deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Doch auch das Herunterladen von Filmen oder Musik von digitalen Tauschbörsen sorgt weiterhin für Unklarheiten – so weiß über ein Drittel der User nicht, dass dies illegal ist.

GEGEN PERSÖNLICHE ANGRIFFE ZUR WEHR SETZEN

Immer wieder werden die Persönlichkeitsrechte Einzelner verletzt: 42 Prozent der Deutschen haben bereits beobachtet, wie ein Nutzer unerlaubt Inhalte oder Bilder eines anderen im Internet veröffentlicht hat. Gut jeder Vierte ist bereits selbst davon betroffen gewesen. Auch hier ist vor allem die junge Altersgruppe betroffen. Von jedem Fünften im Alter von 18 bis 29 Jahren wurden bereits Bilder oder andere Inhalte ohne deren Zustimmung ins Netz gestellt. „Dabei kann jeder, dessen Persönlichkeitsrechte im Internet verletzt werden, rechtliche Schritte einleiten. Und User, die bedenkenlos mit den Persönlichkeits- und Urheberrechten Dritter umgehen, sollten sich über die möglichen rechtlichen Folgen im Klaren sein“, gibt Anja-Mareen Decker, Juristin bei Advocard, zu bedenken. Advocard, der Rechtsschutzversicherer der Generali in Deutschland, möchte die Menschen über die unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen im Netz aufklären und für die möglichen Folgen von digitalem Streit sensibilisieren. (fw)